SG 1882 Fürth - SC Schwarz-Weiß Nürnberg Süd 2 - 4,5:3,5

DWZ schlägt ELO!

Kurz vor Ostern traf unsere 1. Mannschaft nach der Niederlage gegen SC Noris-Tarrasch 3 nun auf die nächste Nürnberger Mannschaft vom SC Schwarz-Weiß-Nürnberg Süd 2, die in der Kleeblattstadt, in den heiligen Hallen von St. Heinrich, ihre Visitenkarte abgaben.
Es sollte ein spannender Wettkampf werden. Im DWZ-Bereich lagen wir um 90 Punkte vorn, jedoch lagen wir im Elo-Schnitt 70 Punkte zurück.

Die Reihenfolge der Partien ist diesmal nicht genau nach Wettkampfverlauf, aber ungefähr stimmt es.

Brett 5: Josef Kanewski (1907) - Joseph Homi (2087)

Im Nimzo-Inder gelingt Joseph eine Miniaturpartie. Stellung nach 10...Lxc3



Nach bxc3 wird die Stellung als ausgeglichen angesehen, da Weiß Kompensation für den Bauern hat.
Weiß spielte aber: 11.Sxc3?? Sxc3 bxc3 und übersah den Doppelangriff c4! und Schwarz gewinnt eine Figur da "plötzlich" beide Läufer hängen.
Weiß gab auf.
1-0

Brett 4: Niko Rosenboom  (1912) - Richard Saathoff (2001)

Stellung nach 30...Td4-d2



Niko hat hier materiell gesehen 3 Bauern für eine Minusqualität. Stockfish bewertet dies mit einem satten +3,7 für Weiß, wenn er den einzigen guten Zug Dc4! findet.
Nach Ld5 folgt b7! und nach Lxc4 b8(D) Tf8 hätte man den starken Zug Db4 vorab erkennen müssen, da nun der Turm auf d2 und der Läufer sogar mit Schach hängt.
Es geschah aber 31.De7? Lxf3 (deutlich besser war Txg2 Kxg2 Lxf3 Kg1 Dg5 ) 32.gxf3? (Nach De8 Tf8 Dxf8 Dxf8 Sxf3 kann man laut Stockfish noch mitspielen, da die Maschine
nur ein -1,3 von  Weiß sieht) Dh3 und die Partie hat sich nach dieser Mattdrohung gedreht und alsbald erledigt.
1-1

Brett 8: Norbert Strobel  (1961) - Artur Ratushnyi (1438)
Norbert hatte in seiner Partie den größten DWZ-Unterschied. Stellung nach 18.Se5-c6



Die Drohung Txa6 hätte Schwarz am besten mit Sxd4! begegnen sollen. Nach Sxe7 (Auf Txa6 folgt nun Sxc6) Dxe7 Txa6 Sf3 Lxf3 Lxb2 kann hier Schwarz mit einem -1,0 gut leben. In der Partie geschah 18...Sc7? 19.Txa6 Sxa6 Dxa6 und Weiß steht deutlich besser (+2,4)

Stellung nach 32.Sa2-b4



Hier hatte Schwarz die Chance den Ausgleich wieder herzustellen. Mit Db2! kann er laut Stockfish dessen Lieblingsbewertung 0,0 erreichen, da auf 33.Sxa6 Tc2 folgt und falls Weiß nach Db2 lieber mit Lf3 seine Stellung absichert können nach Tc1 die beiden schwarzen Schwerfiguren auf Dauer Unruhe stiften.
Schwarz spielte aber Dxd3 Lxd3 a5 Sa2 (besser war der Bauergewinn Sxd5 da Sxd4 nun nicht geht wegen Sb6-Tc6 (Tb8-Sd7)-Sd7-Ke7-exd4 und Schwarz kann den Springer nicht nehmen, ohne in die Lb5-Fesselung zu geraten). Nach dem Damentausch ließ Norbert nichts mehr anbrennen.
2-1

Brett 3: Jürgen Stiller (2100) - Karl Wittmann (2063)
Im Duell der "Altmeister" opfert Karl einen Bauer für Zentrumsspiel. Stellung nach 19.c3-c4!



Weiß droht sich zwei verbundene Freibauern zu schaffen. Karl sollte daher axb4 spielen. Auf axb4 folgt Dxb4 mit Ausgleich und falls Weiß nach axb4 lieber das etwas stärkere cxd5 spielen will, kann Schwarz mit der Variante Dd6 axb4 Dxb4 Sxe4 Dxb3 Sxb3 Sxb2 d6 Lxd6 Sxd6 Sa4 mit einem Minusbauern weiterkämpfen.
Karl spielte 19...Sxb2? 20.Txb2 axb4 21.axb4 Le6? (Besser ist Dd6 oder dxc4) 22.c5 und Stockfish gibt hier bereits ein +3,3 für Weiß der sich den Sieg nicht mehr nehmen ließ. 
2-2

Brett 7: Peter Konsek (1946) - Narek Gewondow (1911)
Narek spielte am Vortag die bayrischen Schulschachmannschaftsmeisterschaft und kam gegen einen Angriffsspieler früh in eine Defensivposition. Stellung nach 15.Lc1-g5

Nun sollte Schwarz das oft ungeliebte g6! spielen. Als zweitbesten Zug gibt Stockfish hier h5 an, was ein Mensch wohl kaum spielen würde.
Nach 15...g6 hätte Weiß Lh6 spielen können und Te8? verbietet sich nun wegen Sxf7 Kxf7 Dxe6 matt. Aber mit Db6 und Qualitätsverlust könnte man durch den Doppelangriff auf d4 und b2 eventuell Widerstand leisten.
Narek spielte 15...h6 und nach 19.Sxc6 bxc6 20.Lxh6 ist das Schlagen des Läufers eigentlich tabu wegen gxh6 21.Dxh6 und der Mattangriff ist nur noch unter schweren Verlusten aufzuhalten. Narek nahm den Läufer und die Engine gibt hier ein +5,2 und Weiß gewann beliebig.
2-3

Brett 2: Maximilian Bildt (2138) - Victor Ratushnyi (2002)
Max hatte es in der Spanischen mit der modernen Steinitz-Variante zu tun. Stellung nach 17...Sf6-h5?



Der erste grobe Fehler des jungen Talents bleibt ohne Folgen. Max hätte hier mit 18.d4 bereits Vorteil erlangen können. 18...Df7 19.Dd3 g6 20.Lh6 und Schwarz sollte hier bereits die Qualität geben, da sonst Lb3 oder dxe5 unangenehme Folgen hat. Max zog es vor mit 18.De4 die Damen zu tauschen.
Bei einem Stellungsvorteil von 0,8 plätscherte die Partie dahin bis Schwarz erneut fehlgreift. Stellung nach 34.Te6xe7



Schwarz sollte besser aktiv spielen und mit a4! bxa4 c4 seinen b8-Turm ins Spiel bringen und sich einen starken Freibauer im Zentrum verschaffen.
Der Textzug 34...Tb7 verliert laut Stockfish sofort. 35.f4! a4? und hier gibt Stockfish bereits ein Matt in 8 Zügen an beginnend mit f5.  Max spielte 36.h4 worauf der einzige Zug, der das Matt verhindert Td5 war. Schwarz spielte aber 36...h5 37.f5 Kh6 38.g5



Diese schöne Stellung wollte ich Euch nicht vorenthalten. Nach dem einzigen Zug 38...fxg5 folgte natürlich 39.T1e6 matt.
3-3

Brett 6: Benno Funk (1902) - Christian Müller (1967)
Benno hatte es mit einem g6-Sizilianer zu tun. Lange Zeit gab es auf beiden Seiten keine Möglichkeiten den Hebel anzusetzen. Stellung nach 30...d5-d4



Hier konnte Benno mit Dd3! den größten Vorteil der Partie erzielen (+1,7). Nach Dd7 T2e4 Tae8 h5 ist der Druck auf König und hängende Bauern am größten.
Stattdessen zog Benno hier 31.Dh6 um nach Dd7 den Rückzug mit 32.Dd2 anzutreten. Wenig später einigte man sich auf Remis.
3,5-3,5

Brett 1: Hannes Just (2092) - Ediz Kocak (2210)
Am Ende sollte diese Partie über den Ausgang des Wettkampfes entscheiden. Ediz spielt Caro-Kann in Anlehnung an das Blühbaum-Gambit. Bald steht Ediz besser, da sein Gegner die schärfsten Fortsetzungen dieser Variante nicht findet oder nicht spielen will.
Ediz' Vorteil schwankt zwischen 2 und 3 Punkten. Stellung nach 38.Ta3-f3?



Ediz machte hier den Deckungszug Lb8?! +2,4. Besser war laut Stockfish Lxc5 bxc5 Ta4 +3,4 und Weiß kann sich auf Grund der beiden zentralen Freibauern nicht erlauben den Turm zu tauschen. Bald entwickelt sich ein Turmendspiel bei dem die Zeitnot bald der größte Faktor ist. Inkrement heißt das Zauberwort und es hat nichts mit Testament zu tun.
Stellung nach 55...Kf6-e5

Weiß hat nun 2 Remiszüge. Mit c7 oder Td7 zeigt Stockfish 0,00 an. In den nächsten 24 Zügen wird sich die Anzeige von Matt in 16 für Schwarz bis zu +2,3 für Weiß verändern.
Dies bedeutet, dass der normale Mensch diese Stellung unmöglich richtig spielen kann oder dass die Online-Engine nicht immer sattelfest ist, wenn sie nicht genug Rechenzeit bekommt. Weiß spielte nun aber 56.Tc4? Th2 57.c7 e3 droht matt 58.Kc1 (Stockfish zeigt Matt in 16 beginnend mit d2!) e2?! 59.Kd2 Th1 Nun beginnt eine Reihe von Turmschachs und so mancher Fluchtzug von Ediz bringt Weiß dem Remis näher. Stellung nach 77...Td3-d7?



Hier konnte Weiß mit dem einfachen Zug a5 auf +2,3 in die Gewinnschiene gehen. Aber auch Dg5 Kd1 Dg4 Td6 a5 findet Anklang.
Weiß spielte aber sofort 78.Dg4, welcher ein Remiszug ist, weil beispielsweise Tc7 Kb5 e1(D) Df4 mit Turmgewinn folgen kann.
Aufgrund der Zeitnotprobleme kam es nach 78...Tc7  79.Kb4?? zu einem jähen Ende. Nun kann der Bauer mit 79.e1 zur Dame einziehen und auf jedes Schach folgt ein Gegenschach durch Abzug des Königs. Daher gab Weiß auf.
4,5-3,5

Fazit:
Schach ist und bleibt ein emotionales Spiel. Am Ende gewann der glücklichere Spieler und somit auch die glücklichere Mannschaft.
Mit diesem Sieg konnte der 4. Tabellenplatz gefestigt werden. Im April geht es nach Neumarkt wo wir auf den ehemaligen Weggefährten Lorenz Schilay treffen könnten.

Wolfgang Heimrath

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