Bayerische Mannschafts-Meisterschaft U10

Am letzten Samstag im September fuhren wir zur erstmals ausgetragenen Bayerischen U10-MM.
Bislang war die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft immer für alle Teams möglich. Im letzten Jahr nahmen über 60 Mannschaften an diesem Event teil, und so gab es erstmals eine Qualifikation. In Bayern sollten sich die besten 5 Mannschaften qualifizieren.



Neben Narek (2.v.l.), der die größte Erfahrung für Spitzenturniere hat, nahmen noch Seymen (l), Emil (r) und Jan (2.v.r.) den Kampf um die Tickets an.

1. Runde:
SG Fürth - SC Kelheim (Oberpfalz) Setzliste Nr. 2 -- 2,5-1,5
Wir wurden an Position 12 gesetzt und kamen sofort gegen den Ranglistenzweiten.



Brett 4:
Jan kann zweizügig mattsetzen, stattdessen stellt er die Dame ein, als sein Gegner ein Schach ansagt. Jan denkt er muss mit dem König ziehen und lässt die ungedeckte, angegriffene Dame stehen. Nach 2 Minuten 20 ist die erste Niederlage perfekt.
0-1

Brett 3:
Emils Gegner tauscht 2 Figuren auf f7 für Turm und Bauer. Nach Rückgabe des Übergewichtes ergibt sich ein Damenendspiel. Hier kann Emil ein Grundlinienmatt geben.
1-1

Brett 2:
Seymen gewinnt im Spanier einen Bauern. Als er weiter Druck macht kommt ein Läufer dazu. Als er noch mehr gewinnt droht die Pattgefahr. Durch 8 Schachs in Folge kann er das Matt erzwingen.
2-1

Brett 1:
Narek muss sich im Caro-Kann mit der Se5-Variante auseinander setzen. Seine Zeit ist ein größeres Problem als der rückständige Bauer. Als sein Gegner einen Druckzug auslässt kann Narek ausgleichen und bietet Remis. Sein Gegner zieht seinen Kapitän NICHT zu Rate und nimmt an, da er denkt, dass der Kampf damit gewonnen ist. Pech für ihn und Glück für uns, dass er sich damit ein Eigentor geschossen hat.
2,5-1,5
Ein Super-Auftakt.

2. Runde:
SF Tegernheim (Oberpfalz) Setzliste Nr.6  - SG Fürth 3-1



Brett 4:
Jan wandert früh mit dem König nach d7. Sein Gegner dringt zweifigürig ein und setzt matt.
0-1

Brett 2:
Seymen spielt den doppelten Vertreiber, mit a6-b5 und h6-g5 reißt er die (eigenen) seitlichen Flanken auf. Zwar kann Seymen die 2. Reihe des Gegners besetzen, aber die Armada die ihm überfällt ist weit mächtiger. Nach einem Läuferverlust kann das baldige Ende nicht mehr abgewendet werden.
0-2

Brett 1:
Narek spielt das Yellow-System. Das f7-Scheinopfer trifft hart. Sein Gegner traut dem Braten nicht und nimmt
den Läufer einfach nicht. Dies hat für ihn fatale Folgen. Eine Mehrfigur bringt Narek souverän nach Hause.
1-2

Brett 3:
Emil greift an, wird aber zurückgedrängt. Als ein Pferdchen auf h3 einschlägt, scheint die Messe gelesen. Das einzügige Matt kann nur durch ein erstes Läuferopfer und anschließendem Damenverlust vermieden werden. Glück für Emil, dass der Damengewinn übersehen wird. Die Gegnerin will dem Treiben wohl schnell ein Ende setzen und läuft mit dem d6-Bauer in einem Zug nach d4. Emil übersieht den falschen Zug (der allerdings nicht entscheidend war) und ist bald darauf im Mattnetz gefangen.
1-3

3. Runde:
SG Fürth - 1911 Nürnberg (Mittelfranken) Setzliste Nr. 20 -- 3-1



Brett 2:
Seymen spielt seine Spanisch-Harlem-Variante. Er jagt den gegnerischen Monarchen über das Brett und setzt trotz einer hart aufgesetzten Läufergabel matt.
1-0

Brett 4:
Jans Dame muss früh aufstehen, bzw. früh raus. Ein Läuferopfer ohne Maß erscheint zunächst unklug, nach einem Turmgewinn sieht die Sache schon anders aus. Als sich Jans Dame ins Jenseits verläuft, kommt das Räumkommando und räumt auf.
1-1

Brett 3:
Emil hat ein Deja-Vu und wieder bekommt er 2 Figuren auf f7 für Turm und Bauer. Als Emil dem Gegner eine Rundum-Fesselung verpasst wird der Gnadenstoß sofort nachgeschoben. Ein Familienschach bringt Dame und Punkt.
2-1

Brett 1:
Narek muss diesmal gegen Damengambit antreten. Durch einen kräftigen Tritt vertreibt er die Dame und schiebt den Bauern hinterher. Ein schöner Spieß der Turm und Springer mit dem Bauern angreift. Nach dieser Glanzleistung folgt der Absturz. Die Dame greift sich über g7 nach c3 einen gedeckten Bauern und geht verloren. Mit zwei Türmen gegen Dame-Turm ist es ein schwerer Gang. Durch geschicktes Angriffsspiel kann er die Dame für den Turm zurückgewinnen und hat nun nur noch ein knapp verlorenes Turmendspiel. Hier verliert sein Gegner die Übersicht und lässt sich einzügig am Rand mattsetzen. 
3-1

4. Runde:
SC Schweinfurt 2000 (Unterfranken) Setzliste Nr. 13 - SG Fürth 1,5-2,5

Brett 1:
Narek kann einen Kurzsieg landen. Das Yellow-System bringt eine Mehrfigur. Nun gibt Narek Gas und auf Grund
multipler Drohungen wird das Matt übersehen.
1-0

Brett 2:
Seymen spielt gegen dreiviertel des Londoner Systems den Bolzen f6. Seymen blitzt und stellt einen Turm ein.
1-1

Brett 3:
Emil gewinnt erst die Quali, dann die Figur, was summasummarum einen Turm ergibt. Dann übersieht er ein Schach, was einmal falscher Zug und zum zweiten Springerverlust bedeutet.
Es folgt ein kleines Drama. Emil macht einen weiteren falschen Zug und obwohl er nicht die Uhr gedrückt hat wird schon reklamiert. Der Schiedsrichter kommt und sagt, dass die Uhr aber beim Gegner inzwischen gelaufen sei und somit ist die Partie verloren.
1-2

Brett 4:
Jan zieht mal wieder seine Bauerneröffnung durch und hat Glück, dass sein Gegner die Damen tauscht. Durch die forsche Gegenwehr kann sich Jan doch noch gut entwickeln. Mit zwei Minusbauern geht es ins Endspiel. Jan hat irgendwie einen Läufer gewonnen. Mit Turm und Läufer gegen Turm scheint es trotz allem schwierig zu werden, da Jan nur noch einen Bauern hat. Sein Gegenüber dagegen hat zwei Farmer. Als sein Kontrahent einen Turm zum nehmen hinstellt, fackelt Jan nicht lange und greift fatalerweise zu. Die Pattreklamation wird zwar zunächst negiert, ist aber korrekt.
1,5-2,5

Diese Niederlage dürfte der Knackpunkt des Turniers sein. Hier wäre ein verdienter Sieg möglich gewesen.

Runde 5:
SG Fürth - TV Tegernsee (Oberbayern) Setzliste Nr. 15 --1,5-2,5

In diesem Match saßen wir im Mittelgang und so konnte ich nicht so gut beobachten.

Brett 4:
Jan zieht erneut keine Figur in der Eröffnung. Sein Gegner baut eine Dame-Läufer-Batterie auf und setzt auf f2 matt.
0-1

Brett 1:
Narek spielt eine little Tactic und setzt auf der Grundlinie matt.
1-1

Brett 2:
Seymen hat eine Figur mehr, 2 Springer gegen 1 Springer. Ein Springer geht flöten, was sonst. In klar schlechterer Stellung gibt er remis, ohne den Mannschaftsführer zu fragen.
1,5-1,5

Brett 3:
Emil steht gut. Mit der Dame grast er auf g2. Bald grast er am Neckar, bald grast er am Rhein. Sein großer Hunger bringt ihn auch noch nach h2, dieser Bauer ist aber vom Läufer auf f4 gedeckt. Mit Lh3 hätte man schon bald die Qualität gewinnen können. Nun der Dameneinsteller. Sein folgender Kampf gegen die Windmühlen bleibt erfolglos.
1,5-2,5

Runde 6:
PSV München (Oberbayern) Setzliste Nr. 18 - SG Fürth  2-2

Brett 4:
Jan stellt großflächig ein und gewinnt unter Risiko die Minusfigur zurück. Leider kann der Gegner nun mattsetzen. Etwas seltsam die anschließende Unterhaltung. Sein Gegner hatte den Läufer auf c3, erläutert aber Jan, dass der Läufer da nicht stehen kann und stellt ihn nach c4. Auf diesen Figurenverschieber folgt Dh5-f7 matt.
0-1
Zu dessen Rechtfertigung muss man sagen, dass der braunfeldrige Läufer einen Zug vorher auf c1 genommen wurde. Dennoch habe ich Jan gesagt, dass sein Gegner die Figuren nicht so einfach verschieben kann. Aber kein Protest von uns.

Brett 3:
Emil ist on Fire. Erst tauscht er zwei Leichtfiguren, dann wehrt er das drohende Matt mit Tempogewinn ab. Parade und Riposte wie wir Fechter sagen. Als ich mich schon auf ein Remis einstelle und eine weitere 1,5-2,5 Niederlage näher rückt, kann Emil mit einem Springerschach die Dame gewinnen. Beim Mattsetzen mit Dame und Turm mit verschärften Bedingungen kommen die Züge etwas unsicher, aber am Ende steht der Sieg.
1-1

Brett 2:
Seymen spielt gelegentlich ein sympathisches Antischach. c6-Sa6-h5 sind seine ersten drei Züge. Es folgt natürlich g5. Es wird unübersichtlich, aber nicht für Seymen der Zick-Zack-Zyliss drei Figuren gewinnt. Als sich sein Gegner endlich besinnt, kann er Seymen die Dame abknöpfen. Daraufhin verliert Seymen weiteres Material was die Partie kostet.
1-2

Brett 1:
Narek steht positionell besser, denn sein Gegner hat einen Schaumgummidoppelbauer (f5-f7). Nach einem Galoppergewinn sieht es gut aus. Mit Mehrmaterial ist Narek selten zu stoppen. Diesmal übertreibt er aber das Einzelspiel. Er lässt absichtlich das Matt aus und führt seinen Gegner vor. Dies finde ich nicht witzig und lese ihm nach der Partie (trotz seines Sieges) kurz die Leviten.
2-2

Runde 7:
Spielfrei - womit wir ein 4-0 geschenkt bekommen und die Abreise früher antreten können.

Am Ende kommen wir mit 7-7 Punkten und 11,5 Brettpunkten auf einen 12.Platz also genau den Setzlistenplatz.

Hier zur Übersicht die Einzelergebnisse:
Brett 1: Narek     5,5 aus 6
Brett 2: Seymen  2,5 aus 6
Brett 3: Emil       3,0 aus 6
Brett 4: Jan        0,5 aus 6

Narek als einer der besten U10-Spieler in Bayern hat seine Klasse zeigen können.
Unser Team konnte insgesamt viel Erfahrung sammeln und einige schöne Erfolge erzielen. Wir sind Drittbestes Team in Mittelfranken. Nun muss wieder gearbeitet werden.
Vielen Dank für die Unterstützung der Eltern und Mehmet, die gefahren sind oder vor Ort waren!

Wolfgang Heimrath

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