SGem 1882 Fürth 2 – SF Fürth 2 6 : 2

Der Sieg gegen die 2. Mannschaft des Lokalrivalen ging auch in der Höhe in Ordnung: Beide Punkteteilungen (Brett 4 und Brett 7) sind vom Standpunkt des Gegners aus betrachtet als eher glücklich zu bezeichnen. Kommen wir aber der Reihe nach zu den spielentscheidenden Situationen.


Brett 3:         Teslof, R. – Strobel, N.  0 : 1

Den ersten ganzen Punkt holte Norbert, nachdem sein Gegner schon in der Eröffnung einen Bauern ohne Kompensation eingestellt hatte.
In der Slawischen Verteidigung hatte Weiß nämlich frühzeitig mit 6. c5 das Zentrum abgeriegelt und musste nun stets mit aktiven Befreiungsaktionen des Nachziehenden rechnen (b6 bzw. e5).
Dem wollte Weiß offenbar mit 9. e4 !? schnell zuvorkommen, was aber nach 9. … de4: 10. Se4: den Zug 10. … e5 nicht verhinderte. Nun wäre dringend 11. Dc2 angesagt gewesen.


In der kritischen Situation (fehlende weiße Rochade) griff der Anziehende jedoch prompt daneben und befreite Schwarz mit 11. Sf6:? vollends. Dies führte nach 11. … Sf6: 12. Lc4 e4 13. Sg1 Dd4: zum Bauernverlust und zu einer deutlich ausgewiesenen Verluststellung für Weiß (-3.51).




Brett 6:         Hasgulec, E. – Müller, G.  1 : 0

Auch Emres Gegner verhielt sich überraschend freigiebig und stellte in folgender Stellung mit
15. … Sh5? einen Bauern ohne Kompensation ein:

Der ungedeckte Springer ermöglichte 16. Se5:! und Emre verwandelte den Vorteil sicher in den zweiten ganzen Punkt für die Heimmannschaft.


Brett 7:         Winter, U. – Rosenkranz, M.   0,5 : 0,5

Maria dominierte im Grunde von Anbeginn an den weißen Aufbau, in dem der schwarzfeldrige Läufer des Anziehenden seinem Kontrahenten Se4 hoffnungslos unterlegen war.

In der Hoffnung diese „Krücke“ endlich loszuwerden, zog Weiß in der Diagrammstellung nun 23. Lg3?
Der Abtausch auf g3 ermöglichte jedoch das Eindringen beider Türme auf die zweite Reihe über das Feld f2, was schließlich Weiß den e- Bauern kostete.
Die eigentliche Gewinnsituation ergab sich jedoch einige Züge später.



Nach 32. Tb6: wollte Weiß auf der b-Linie Gegenspiel erreichen.
Mit 32. … Tb3! 33. Tb4 Tb4:  34. ab4: Kd6 erhält Schwarz ein gewonnenes Bauernendspiel.
Schwarz zog 32. … Ta3:? und nach 33. Tb7:+ konnte Weiß mit seinem aktiven Turm die Partie trotz des Minusbauern Remis halten.


Brett 4:         König, O. – Großner, J.   0,5 : 0,5

Eine weitere Remispartie mit Gewinnpotential fand an Brett 4 statt.
Nach 24. … Te7? gewinnt der schöne Zug 25. Sg6! mindestens die Qualität.

Aber auch der Partiezug 25. Sef7: verschaffte dem Anziehenden ein deutliches Stellungsplus (+ 1.51), welches schließlich in ein Endspiel mit zwei Mehrbauern mündete.



Hier könnte Weiß beispielsweise mit 40. b5 Tb4   41. Sd6 den eigenen Freibauern sichern und gleichzeitig dem schwarzen König den Vormarsch zum Damenflügel erschweren (+2.75).
Der weiße König findet dagegen einen Weg zum b-Bauern über f2, e3, d4 was die Partie letztendlich gewinnen sollte.
Oliver entschied sich jedoch gleich für 40. Sd6!? und gab damit seinen besten Bauern auf. Der aktive schwarze Turm sicherte am Ende das Remis für Schwarz per Dauerschach auf a1/a2.


Brett 8:         Levitskii, P. – Mehl, P.   0 : 1

Diese Stellung ist völlig ausgeglichen. Ein guter, aktiver Plan für den Weiß-Spieler bestünde nun etwa im Zug 12. Dc2 mit der Absicht, den Zentrumsvorstoß e4 vorzubereiten und die eigene Entwicklung abzuschließen.
Das weniger glückliche 12. f4!? schuf jedoch eine bleibende Feldschwäche auf e3.
Diese nutzte Schwarz mit 12. … Sg4 konsequent aus und es kam zu weiteren schwachen Feldern im weißen Lager. Damit gewann der Nachziehende wenige Züge später die Qualität und auch die Partie.

Beim Zwischenstand von 3 : 2 für die SGem Fürth warf man nun unwillkürlich einen Blick auf die restlichen drei Partien. Hier entdeckte man durchgehend positionelle Überlegenheit für die Heimmannschaft … und diese sollte sich dann auch in drei ganzen Punkten bezahlt machen:


Brett 5:         Lober, W. – Reuter, D.    0 : 1

Weiß hat in dieser Stellung gerade den Bauern auf b2 geopfert und besitzt eigentlich ausreichende Kompensation in Form seines Entwicklungsvorsprungs.
Eine gute Fortsetzung bestünde jetzt in 23. Le4 und einer möglichen Verdopplung auf der c-Linie mittels Tc2.
Nach 23. … Da2: könnte Weiß immerhin schon Zugwiederholung mittels 24. Ta1 usw. erzwingen, da der d-Turm den Bauern d4 gedeckt halten muss.
Mit der Zugfolge 23. Tb1?! Da2: 24. Dc3 Da4 25. Dc7 De8 ließ man die schwarze Lady jedoch wieder ins heimische Lager zurückkehren. Nach dem Bauernverlust auf b7 behielt Schwarz am Ende seinen Mehrbauern … und gewann nach langem Lavieren im Turmendspiel die Partie im 78. Zug.

Brett 1:         Hinzmann, A. – Heimrath, W.    0 : 1


Weiß gab in dieser Stellung mit 11. Se4? seinen Anzugsvorteil schon frühzeitig aus der Hand. Besser als der Textzug wäre hier 11. Da4 gewesen, da dies die Doppeldrohung Se5: und Dg4: in den Raum stellt. Schwarz müsste wohl 11. … Lf3: mit leichtem Stellungsplus für Weiß antworten.
Nach 11. Se4? Lf3:  12. Lf3: Scd4 13. Da4+? b5 14. Dd1 Sf3:  15. ef3: war die weiße Bauernstellung jetzt deutlich geschwächt.
Es folgte ein Spiel auf „ein Tor“, dem der isolierte weiße d-Bauer schließlich zum Opfer fiel.
Wolfgang gewann die Partie wie gewohnt in sicherer Manier.

Brett 2:         Dr. Zühlke, B. – Koschka, G.    1 : 0

Wiederum durfte der Mannschaftsführer bei schon gewonnenem Wettkampf als „Schlusslicht“ noch einen Brettpunkt beisteuern.
Von Beginn an lag mein Stellungsplus zwar stets bei rund 1.00, trotzdem fiel es mir schwer, den Gewinnweg zu finden. Hier half mir der sich ansonsten hartnäckig verteidigende Gegner weiter:

33. … Td6: ?  
Nach 33. De3 offenbar genervt vom Lavieren des weißen Springers und der Drohung Sf5:, entschloss er sich nämlich, die lästige Figur mittels Qualitätsopfer kurzerhand zu beseitigen.  
Besser wäre 33. … Tdd7 gewesen. Originell ist auch die Verteidigung 33. … Dc6, da man nach 34. Sf5: ef5: 34. De7: Te8! 35. De8:+ Le8: in der Materialbilanz über eine Mehrfigur verfügt.
Der Gegenwert in Form des d-Bauern ist nach dem gespielten Qualitätsopfer jedoch bei weitem nicht kompensierend. Nach Besetzung der c-Linie mit zwei Türmen war die Partie für Weiß dann problemlos zu gewinnen.

Fazit:    

Ein wichtiger Wettkampfsieg, der vorübergehend den oberen Tabellenplatz sichert. Die schweren Gegner werden wohl noch kommen.

Burkhard Zühlke (Mannschaftsführer)

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