Triumphe bei den Jugend-Kreis-Einzel-Meisterschaften

In allen vier ausgetragenen Altersklassen holte die SG-Jugend den Titel und wird nun auch bei den Bezirksmeisterschaften mit einem großen Kader auflaufen.

Von Freitag bis Sonntag kämpften unsere Jungs und Mädels in dem etwas versteckt liegenden Spiellokal vom SK Herzogenaurach. In kleinen Teilnehmer-Feldern versuchte unsere Jugend ihre Leistung abzurufen und diese von Fall zu Fall zu steigern.

U10: 9 Teilnehmer



Jan konnte mit 4 aus 7 einen 5. Platz im Mittelfeld belegen. Gegen die Anfänger gewann er, gegen die "DWZ-Granaten" verlor er.

Emil
zeigte seine volle Konzentration, die er auch schon auf der Bayerischen Meisterschaft walten ließ.
Mit 6 aus 7 verzeichnete er nur eine Niederlage gegen den späteren Sieger und kam damit auf Platz 2


Seymen
überraschte mich gestern damit, dass er die Kreismeisterschaft spielen will.
Mit 7 aus 7 überzeugte er restlos und holte sich damit die Goldmedaille.

In der 1. Partie konnte er nach über 40 Minuten Spielzeit und schweren Zug-Entscheidungen seinen Gegner niederringen.
Gegen seinen Vereinskamerad Emil kam es kurz vor Schluß zu folgender Stellung:



Seymen mit Weiß könnte hier mit Tcf1 in 6 Zügen mattsetzen aber auch andere Züge führen zu einem baldigen Matt.
Seymen spielte nun Txc5? und nach Dxc5 Df6 Kg8 Dxa6 müßte er mit 2 Mehrbauern noch kämpfen.
Aber Emil überlegte nicht lange und spielte das, was Seymen erwartet hat: Txc5 Txf8 matt

U12: 3 Teilnehmer



Narek ging als klarer Favorit ins Turnier. Nach Durchsicht der TN-Liste legte die Turnierleitung fest, dass mit Rückrunde gespielt wird.

Runde 1: Nareks Gegner spielt Abtausch-Caro-Kann mit Le2. Nach einem Bauernraub auf b2 hängt eine Figur die zunächst weggeht.
Es folgt ein Röntgenangriff, der durch ein Gegen-Gardez repariert werden soll. Narek setzt noch einen drauf und opfert vorübergehend die Dame für den Turm. Bald darauf muss sein Gegner die Segel streichen.

Runde 2: Philidor lässt grüßen. Narek hat bald die Dame mehr und gewinnt leicht.

Runde 3: Mit dem Yellow-System wird auf f7 scharf geschossen. Der schwarze Monarch flüchtet vergeblich. Es entsteht ein schönes Matt.



Runde 4: Nareks Gegner hat ca. 800 DWZ-Punkte weniger auf dem Konto. Dieser wählt die Doppeldecker-Variante im Caro-Can, die sehr selten gespielt wird. Narek gewinnt einen Bauern, anschließend gibt es einen Turmbonus, was schnell zum vollen Punkt führt.

Mit 100 % gewinnt Narek die Kreismeisterschaft der U12 und steht damit als erster Teilnehmer für die mittelfränkische Meisterschaft in Vorra fest.

U14: 7 Teilnehmer

Runde 1: Habieb spielt Spanisch. Nachdem er seiner Gegnerin einen Doppelbauer verpasst hat, gewinnt er zusätzlich einen Bauern. Im Endspurt kann er mit Trick 17 mattsetzen.

Runde 2: Verzögertes Morra-Gambit im Paulsen-System ist Habiebs zweite Aufgabe. Obwohl Habiebs Mehrbauer wieder verloren geht, gewinnt er das Bauernendspiel klar.

Runde 3: Habieb muss nun gegen Benno ran. Zunächst kann er ein Endspiel mit Läufer und Doppelturm gegen Springer und Doppelturm sichern. Als die Partie in einem Turmendspiel versandet, ist die Remisbreite höher als der Eifelturm. Man einigt sich auf Remis.

Runde 4: In einem Damenbauernspiel entwickelt sich eine Positionsschlacht. Mit einem simplen Läuferzug gewinnt er einen wichtigen Bauern, dachte ich, aber sein Gegner kommt mit Zwischenzügen. Hier findet Habieb das einzige Feld das die Qualität kostet. Habieb (schwarze Steine) muss um den Sieg fürchten und er schiebt seinen Läufer, inclusive König zu seinen Freibauern. Diagramm:



Weiß kann hier mit Ta1 seinen kleinen Vorteil behalten. Wenn Schwarz nicht auf Gewinn spielt kann er die Stellung wohl gut im Gleichgewicht halten, ansonsten könnte bei b5-Kd3-Lb6-Tc1-Kd5-Tc8 der Weiße Turm ins schwarze Lager eindringen und
mächtig Ärger machen.
Nach dem Partiezug Td3?? spielte Habieb b5 matt und hatte in dieser Partie das Glück, das am Ende anderswo fehlte.

Runde 5: Habieb und Benno ziehen punktgleich in die letzte Runde ein. Wer hat am Schluss die Nase vorn?
Habieb legt vor und erobert als erster eine Figur. Schnell zwingt er seinen Gegner zur Aufgabe und muss nun auf Bennos Ergebnis und die Buchholzwertung warten. Am Ende landet er auf Platz 2, da einer seiner gestrigen Gegner am heutigen Sonntag nicht mehr antrat. (Pechvogel des Tages)

Runde 1: Benno muss sich einem Gambit stellen. Ein unangebrachtes Figurenopfer widerlegt er schnell und der Gewinn wird eingetütet.

Runde 2: Ein Abtauschfranzose ist oftmals remisverdächtig. Sein Gegenpart muss allerdings auf Gegenspiel verzichten. Ein Königsangriff bringt den Sieg. Diagramm nach Kg8-h8)



Ein Sicherheitsspieler hätte hier wohl Dxe6 gespielt (+5,00) aber Benno zieht Tf1!! Mit diesem Zug schwenkt Stockfish auf +58,00 um.
Da Txf1 Kxf1 Tf8 mit Sf6 beantwortet wird zog Schwarz hier sofort T8f8, was aber auch nichts hilft. Stockfish sagt Matt in 4 Zügen:
Dxg7 Txg7 Txf8 Tg8 Tgxg8 Kh7 Sf6-matt.
Ob Benno dieses Matt oder das etwas langsamere Sf6 Txf6 gxf6 gespielt hat, entzieht sich meiner Kenntnis, ist aber auch nicht von Bedeutung.

Runde 3: Siehe oben gegen Habieb

Runde 4: Benno spielt Spanisch und den ersten Bauern gewinnt er durch einen Abzugsschlagzug. Als er einen Mattangriff mustergültig abwehrt, gewinnt er den zweiten Farmer.  Der Rest ist Sache der Technik.

Runde 5: Benno spielt gegen den geschlossenen Sizilianer einen starken Aufbau. Fast ohne Gegenwehr laufen am Damenflügel zwei Freibauern auf ihr Bestimmungsfeld. Als letzte Hürde muss er ein Remisangebot ablehnen, bevor der volle Punkt aufs Konto kommt.
Mit 4,5 aus 5 und 2,5 Buchholzpunkten Vorsprung wird Benno Kreismeister der U14.

U16: 7 Teilnehmer

In der 1. Runde musste Marc und Nicole gegeneinander antreten. Nach wenigen Zügen konnte Nicole Vorteil erreichen, fand aber nach Marcs Fehler 4.dxe4? nicht die richtige Variante:



Nach 5.dxe5! gab es mehrere interessante Varianten:
1. 5...Sfd7 6.Sxe4 Sxe5 7.Dxd8 Kxd8 8.Lf4 (+0,65)
2. 5...Dxd1 6.Kxd1 Sfd7 7.Sd5! (oder e6-fxe6 Sxe4) Kd8 8.Lg5 f6 9.exf6 gxf6 10.Sxf6 (+1,65) oder 10.Lf4(+1,28)
3. 5...Dxd1 6.Kxd1 Sfd7 7.f4 (+0,43)
Nach Nicoles Zug 5.Sxe4?? 6.Sxe4 fxe4 7.Dh4 flog die weiße Stellung auseinander und Marc gewann.

Runde 2: Gegen Lisa gibt es in der Walisischen Eröffnung keine Feindberührung. Lisa bricht zuerst die Waffenruhe.
In einem Turmendspiel geht Marc kein Risiko ein und gibt Remis.

Runde 3: Marc spielt Aljechin mit g6. Als er eine Qualität gewinnt wird es scharf.  (Diagramm)



Marcs Gegner konnte hier mit Td1 oder Sd6 klaren Vorteil (2,00) erzielen. Er gab diesem Zug aber nur Remischancen und spielte Kh1??
Nun könnte Marc mit fxe4 sofort gewinnen, aber er spielte noch den Zwischenzug Dd4 womit Stockfish die Stellung mit 0,00 bewertet.
Als sein Gegner die Damen tauscht und Lxf8 (anstatt Sd6) spielt gewinnt Marc doch noch mit fxe4 die Partie.

Runde 4: Marc spielt Britisch. Der Versuch das Zentrum mit c6-d5 zu stärken wird von Marc ganzheitlich bekämpft. Er unterminiert den hintersten Bauern der Kette und knabbert am Mittelpunkt. Anstatt sich weiter zu entwickeln und eine Sprengung des Zentrums vorzubereiten, opfert er dann unmotiviert einen Bauern. Sein Plan diesen mit Vorteil zurückzugewinnen misslingt. Sein Gegner will nun den ultimativen Befreiungsschlag, was aber 2 Figuren für einen Turm kostet.  Mit 2 Läufern gegen einen Turm ist für Marc ein bequemes Endspiel entstanden: (Diagramm)



Schwarz hat wenig gute Züge. Der Turm ist den Läufern hoffnungslos unterlegen. Am besten ist laut Stockfish Td3-Le3-Ke5-Kg5.
Die Bewertung liegt hier trotzdem bei +3,67 für Weiß.
In der Partie übersah Schwarz aber die Hauptdrohung und ließ sich nach Tb1 mit Ld6 einzügig mattsetzen.

Runde 5: Die Eröffnung überzieht Marc,  seine Gegnerin kann aber kein Kapital daraus schlagen.
Marc holt sich erst eine, dann eine zweite Leichtfigur. Die Verteidigung klappt ebenso wenig und Marc setzt auf den braunen Feldern matt.
Mit diesem Sieg kann er den 1. Rang in der U16 aus der Vorschlußrunde verteidigen. Seine Hauptkonkurrentin Lisa Adelhardt verlor gegen Lennart Beumelburg (DWZ 1485) und machte so den Weg zum Titel frei.

Runde 1: Nicole gegen Marc siehe oben

Runde 2: Nicole spielt das 4-Springerspiel und reagiert auf d4 mit dem Synchronzug d5. Nach dxe5 (Diagramm) steht sie am Abgrund



Nach 5...Sxe4 6.Dxd5 Sxc3 7.Dxd8 Sxd8 8.bxc3 hätte sie nur einen Bauern weniger, der auch noch ein Doppelbauer ist.
Nicole fand immerhin den zweitbesten Zug 5...d4, jedoch nach 6.exf6 verweigert sie den einzigen spielbaren Zug dxc3 und spielt Lb4??
Danach geht der g7-Bauer auch noch verloren und die Stellung ist hoffnungslos.

Runde 3: Nicole ist spielfrei

Runde 4: Nicoles Trainer hat für den letzten Spieltag 2 Siege als Ziel ausgegeben. Diese Vorgabe verpasst sie um Haaresbreite.
Im 4-Springerspiel zieht Nicole den d-Bauern nach d5 und vertreibt den c6-Springer. Alsbald wird mit dem Damenschach auf a4 ein Läufer eingesackt. Viele Leichtfiguren sind schwer zu überwachen. Man kann nicht für jede Figur einen Babysitter abstellen und so geht der Mehrläufer im Variantenstrudel verloren. Im Schlussspurt wäre ein weiterer Figurengewinn möglich gewesen, aber auch diese Möglichkeit findet keinen Einlass in die Gedankenwelt von Nicole. Am Ende trennt man sich mit remis.

Runde 5: Nicole lässt sich 2 Doppelbauern verpassen. Die daraus entstehenden offenen Linien werden zu einem Angriff genutzt. Durch eine "petite combinaison" wird ein glatter Turm erobert. Das Endspiel 2 Türme gegen 1 Turm bei fast gleichen Bauern kann nach einigen Schwierigkeiten gewonnen werden. Ein schöner Erfolg gegen David Mesina (DWZ 1329) der ca. 300 DWZ-Punkte mehr auf dem Zettel hatte.
Mit 2,5 aus 5 und Platz 5 kann Nicole zufrieden sein. 

Fazit:
Eine rundum gelungene Veranstaltung, die der SK Herzogenaurach perfekt organisiert hat. Die Freundlichkeit und Gelassenheit der "Heimmannschaft" (Horst Habermann-Martin Glitz und dem Turnierleiter Michael Balhar) erzeugten über die ganze Meisterschaft hinweg eine gute Stimmung.
Für unsere Jugend lief es perfekt. Auch wenn in einigen Altersklassen die Konkurrenz aus Erlangen und Forchheim nicht vor Ort war, mussten unsere zumeist favorisierten Kids erst einmal die nötige Konzentration ans Brett bringen. Dies gelang und wir sind stolz auf alle unsere Jugendlichen die an dieser Meisterschaft teilgenommen haben.

Wolfgang Heimrath