Ein Samstag auf dem Lande

Zur 5. und 6. Runde der Jugend-Kreisliga 2 traten wir ersatzgeschwächt an, da unter anderem die mittelfränkische Mädchenmeisterschaft auf denselben Termin gelegt wurde. Mit 3 Autos bei 4 Spielern und einem Trainer fuhren mit mit vollem Gerät zum Auswärtsspiel.
Der Spielort wurde nach Bucklingen verlegt, ein Ort mit 66 Einwohnern, bei dem auch so manches Navi die
Kooperation mit seinem Fahrer verweigert hat. (Frag nach bei Jäklechemie)

SV Neustadt/Aisch - SG 1882 Fürth 5. Jugend  2-2

Brett 3:
Elias hat kurzfristig zugesagt und kommt solide aus der Eröffnung. Als er eine Gabel übersieht geht erstes Material flöten.
Apropo flöten, Elias ist ein Multi-Talent, der neben Schach noch die Okulele spielt und sich mit Taekwondo mögliche Angreifer vom Leib hält. Sein Gegner fällt durch großes Selbstbewußtsein auf, verkompliziert die Stellung und setzt matt.
0-1

Brett 4:
Seymen greift sich gleich mal eine Figur ab. Nach einem Qualitätsgewinn hat er einen Turm mehr. Der wird allerdings sofort wieder eingestellt. Verbrauchte Zeit von jeder Seite bis dahin ca. 3 Minuten. Alles wieder auf Anfang gestellt und so mache ich den Fehler und setze mich kurz hin um ein paar Sätze zu formulieren. Als ich wieder einen Blick aufs Brett werfe, hat Seymen Dame, Turm und Springer mehr. Seymen braucht etwas zu lange um matt zu setzen, da reklamiert sein Gegner Patt, was "natürlich" nicht stimmt.
Ein kleines Bäuerlein auf h3 konnte noch ziehen. Herumsitzende Spieler mischen sich ein, einer meint es wäre doch Schach, also kann es kein Patt sein. Ich mahnte alle nicht beteiligten Spieler zur Ruhe und Seymen erklärt nun seinem Gegner welche Züge er noch machen kann und warum, und wie die Regeln sind. Ich schreite erneut ein und sage ihm, man solle doch den Schiedsrichter holen, wenn jemand ein Problem hätte und dem Gegner keine Züge vorsagen, aber nun geht es weiter und die zweite Mattmöglichkeit wird genutzt.
1-1

Brett 2:
Ziemowit läuft in ein Gambit, womit die schnelle Entwicklung seines Gegners bedrohliche Formen annimmt. Aber anstatt diesen Vorteil zu nutzen, opfert er eine Figur oder hat er die Deckung von f7 übersehen? Zwar sitzt Ziemowit nun in der Mitte fest und auch sein Springer könnte noch zum Rückzug gezwungen werden, aber der Druck wird nicht erhöht und so kann sich unser Spieler dessen Zweithobby Basketball ist, konsolidieren. Nach einem Qualitätsgewinn geht Ziemowit auf die Jagd. Sein Gegner gibt kurze Zeit später auf.
2-1

Brett 1:
Nicole stellt den wichtigen Zentralbauern auf e4 ein und muss fortan diesem Lapsus hinterherlaufen. Ihren Doppelbauern auf der C-Linie kann sie geschickt auflösen. Als sie ihrem Gegner Zutritt auf der 2. Reihe mit beiden Türmen gewährt ist der Knockout nicht weit. Sie muss die Dame geben und obwohl sie noch 2 Türme hat, fehlen ihr außerdem eine Figur und eine Armada an Bauern. Die Niederlage ist somit nicht mehr zu verhindern.
2-2

Fazit:
Ein Remis mit dem wir zufrieden in die nächste Runde schauen können. Obwohl wir einige Stammspieler nicht einsetzen konnten, erreichten wir gegen das vermeintlich stärkere Team ein verdientes Unentschieden.


SG 1882 Fürth 5. Jugend - SK Herzogenaurach 2. Jugend   3-1

Brett 4:
Seymen versucht mit Weiß den Schäferzug über Dh5 und Df3 im dritten Zug, nachdem der Gegner mit Sc6 erstmal e5 gedeckt hat. Als sich die Dame zurückzieht kommt Seymens Gegner auf die Idee einen Turm zu kassieren und spielt Sb4. Seymen hätte nun mit Lc4 den vermeintlichen Turmfang forcieren können, aber er spielte Sa3 und Schwarz fühlte sich sicher. Zwei Züge später ist er matt auf f7. Als ich Seymen frage, ob er gehen möchte, da sein Taxi bereits vor der Türe stand, bekam ich die Antwort: Nein, denn ich will bei diesem Turnier noch 2 weitere Partien spielen. Hervorragende Einstellung, auch wenn kein Spiel mehr auf dem Spielplan stand.
1-0

Brett 1:
Nicole hatte ich gewarnt, nun etwas besser auf ihre Mittelbauern aufzupassen, wobei mir nach folgende Zugfolge nicht ganz klar war, ob sie mich verstanden hatte. 1. e4 e5 2. Sf3 Lc5?!, das sogenannte Busch-Gass-Gambit. Laut Stockfish kann man hier einfach den Bauern nehmen und steht mit 1,5 Punkten Vorsprung gut da. Ihr Gegner fand den Zug d4, womit Schwarz keine Probleme hat. Nach einem Läuferangriff auf die Dame, opfert er diese um sie kurz danach zurückzugewinnen, natürlich zwingend. Die Abtauschspezialisten finden immer einen Weg das Material zu minimieren.
Nach dem 27. Zug von Weiß Te2 steht Nicole klar auf Gewinn, siehe Diagramm



Mit 28. Sxf2 gibt die Engine ein Plus von 3,7 an, aber auch g5 oder Kh7 ist mit Plus 3.2 noch glatt gewonnen. Hier spielt Nicole den feinsinnigen Zug 27...La5 um vielleicht Te1 zu spielen, aber nach 28. h3 Sf6 29. Sxc6 steht Weiß plötzlich besser. Nun zeigt sich aber erst der wahre Sinn des Zuges, als ihr Gegner einen Befreiungsversuch mit 28. f3 startet. Nach Lb6!! kehrt der Läufer an den Tatort zurück und Weiß muss aufgeben, da das Matt nicht mehr abzuwenden ist.
2-0

Brett 2:
Ziemowit überrascht mich mit einem Damengambit. Mit einer simplen Mattdrohung gewinnt er einen Bauern. Mit Dame und Läufer dominiert er ca. 5 Figuren des Gegners. Sein Gegner wehrt sich nach Kräften und bietet 2 Figuren zum Schlagen an. Ziemowit wählt die falsche und die Gewinnstellung ist erstmal dahin. Im Endspiel Turm und ungleichen Läufern treiben beide ihre Späße. Nach dem Turmtausch scheint die Partie remis, aber viele Freibauern können einen schon verwirren. Ziemowit unterstützt seinen Freibauern mit einem Königsmarsch und erobert den Läufer. Als sein Gegner die Schotterstaße über die Finkenmühle nimmt und somit zu spät kommt, gewinnt Ziemowit mit der Mehrdame souverän.
3-0

Brett 3:
Elias spielt auf Matt, vernachlässigt aber die Entwicklung. Nach dem Damentausch verteidigt sich Elias zunächst geschickt. Als sein Gegner mit den Springern auf b5 und g5 steht verliert der König die Orientierung. Beide Türme auf a8 und h8 werden von den Springern rasiert. Ein baldiges Matt ist bei einem Figurenminus der Kategorie XXXL (4 Leichtfiguren gegen 3 Leichtfiguren und 2 Türme) am Erwartungshorizont zu spüren.
3-1

Fazit:
Ein schöner Sieg, ein paar witzige Partien und eine angenehme Athmosphäre in Bucklingen. Wir wurden auf unsere Nachfrage nach Parkplätzen mit den Worten begrüßt. Hier gibt es keine Verbotsschilder.
Der Spielraum der ca. 50 qm aufweist, war allerdings für 2 Mannschaftskämpfe an die Größe der Kinder angepasst. Außerdem tummelten sich dort noch weitere 4-5 Zuschauer, einige Betreuer, ein Rolli-Fahrer und ein Ofen, der schön eingeheizt hat.

Wolfgang Heimrath

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