SG 1882 Fürth 5 gegen Schachtreff Röttenbach 2: 4-2

Am letzen Spieltag der Kreisklasse 4 kam mit dem Schachtreff Röttenbach 2 eine Mannschaft aus dem Mittelfeld ins St. Heinrich.
Das Team um Kapitän Wolfgang Jeske spielte 10 Runden voller Leidenschaft mit einer Mannschaft, gebastelt aus Erfahrung und Jugend.

Brett 3:
Johann spielte gegen Spanisch den seltenen Verteidigungszug Sge7. Durch eine Unachtsamkeit kam es im Frühstadium zu folgender kuriosen Stellung: (Diagramm nach 9...Sxb3)



Hier konnte Weiß mit 10.Sxf7! Vorteil erlangen. Da nun nach 10...Kxf7 11.dxe7 Dxe7 12.Dh5 Kg8 13.axb3 nicht nur ein Mehrbauer übrig bleibt, sondern auch eine zerschlagene schwarze Stellung. Es geschah aber 10.dxc7? Dxc7 11.axb3 und Schwarz steht bereits besser.
Wenig später ließ sich Weiß dann sogar mattsetzen.
1-0

Brett 6:
Raphael musste gegen die Petrow-Verteidigung antreten. Nach einem ersten Bauerngewinn verpasste er in folgender Stellung den ersten harten Treffer: (nach 12...d5)



Eine lehrreiche Stellung in der es gleich 3 absolute Gewinnzüge gibt.
1. 13.e5 Sd7 14.f4! f5 15.Lf3 oder
2. 13.c4 Sxe4 14.cxd5 Lxd5 15.c4 und Schwarz gehen die Felder für den Läufer aus.
3. 13.Lb5! Eine einfache Fesselung aber Schwarz kann den Springer nicht mit der Dame decken, sonst kommt e5
und auf 13...Ld7 folgt ebenfalls 14.e5 und der Springer hat kein Feld mehr. Raphael spielt hier zwar 13.Lb5! und nach Dd7? exd5 Sxd5 Sxd5 Dxd5 kam es zu folgender Stellung (Diagramm)
Für alle, die hier wissen wollen was Stockfish dem Schwarzen auf 13.Lb5 empfielt: Am besten ist das kleinste Übel der Qualitätsverlust 13...Se7 oder Sa7.



mit dem Larryzug (=einfacher Zug) 16.c4 steht hier Weiß bereits einen Turm besser, da nach dem folgenden Damenzug (egal wohin sie zieht) entweder der Springer auf c6 verloren geht oder die Gabel d5 fettes Material gewinnt. Raphael findet hier den Zug 16.Le2 der mit +0,85 bewertet wird und in dieser Stellung als 4.bester Zug durchgeht.
Nach 25.Te7 (weiteres Diagramm) ist die Stellung so gut wie ausgeglichen, auch wenn beide Spieler hier auf Weiß getippt hatten.



Stattdessen hätte er mit 25...Dd8 die Partie halten können, denn der vermeintliche Gewinnzug 26.d7 kann mit 26..Te6 gekontert werden und alle Drohungen sind pariert. Schwarz spielte hier 25...Txg2 und versuchte sein Glück mit einem Opfer. Aber ohne Erfolg.
2-0

Brett 4:
Wolfgang J. spielt zunächst Antifranzösisch (1.e4 e6 2.Sf3?! d5 3.e5?!), bevor sich die Dinge auf altmodische Art einpegelten. Nach 13...Sc6-e7??



kam das klassiche Läuferopfer auf h7. 14.Lxh7 und Schwarz kann aufgeben oder es sich zeigen lassen:
14...Kxh7 15.Dh5 Kg8 16.Sg5 Te8 17.Dxf7 Kh8 18.Tad1 Sf5 19.Dg6 Kg8 20.Td3 und nun droht einfach Th3 nebst Th8! (das sogenannte Hineinziehungsmatt) und auf e7 kann Schwarz nichts hinstellen. Wegen Dh7 Kf8 Dh8 matt. Es folgte aber überraschend : 14.Kh8? und nach 15.Dh5 gab Schwarz auf.
3-0

Brett 5:
Liam greift früh an, ohne sich vollständig zu entwickeln. Ein erstes Abtasten zeigt die Gefühlswelt beider Spieler. Liam traut sich fantasievolle Züge zu, während sein Gegner die Sicherheit bevorzugt. Nach 12.Ld3-c4 hat Liam viele gute Züge. Als erstes sollte er mit 12...Le6 seine letzte Leichtfigur entwickeln. Aber er spielte hier den orginellen Zug:



12...Sh3? mit der Idee 13.gxh3 f4 und die Figur wird zurückgewonnen. Leider ist der Zug objektiv schlecht, aber Weiß traute dem Braten nicht, ging mit den König ins Eck und kam nach 13..f4 weiter unter Druck.
Nach ein paar weiteren Zügen hätte Liams Gegner mit einem Damen-Schach im 21. Zug eine gute Stellung erreicht, stattdessen opferte er die Dame (oder wurde sie eingestellt) und musste bald aufgeben.
4-0

Brett 2:
Ali fühlt sich im Angriff wohl. In folgender Stellung hat er bereits die h-Linie geöffnet. Nach 13...Lxh4 (Diagramm)



würde Ali am liebsten 14.f3 ziehen aber das geht ja nicht. Deshalb zuerst die lange Rochade, aber hier hat sich "une petite combinaison" eingeschlichen. Schwarz öffnet die Diagonale (c1-h6) mit 14...f3 und droht Damengewinn (Lg5). Ali sollte nun 15.Txh4 Dxh4 nebst Lxf3 oder gxf3 spielen.
Nach 15.Kb1 folgte fxg2 16.Tg1 Txf2 17.De3 und nach Db6 mussten die Damen getauscht werden. Eine trostlose Angelegenheit.
Im Turmendspiel mit ungleichfarbigen Läufer wäre es gut, die Freibauern des Gegners mit dem Läufer zu stoppen. Nach dem 34.Zug von Schwarz Kg7 (Diagramm) stand Ali gar nicht mehr sooo schlecht.



mit 35.axb5 cxb5 36.cxb5 Tb7 37.Ta1 h5 38.Ta6 Le7 (oder g4 Txd6) b6 konnte man noch Widerstand leisten. (-0,80) Ali tauschte die Türme und so ging das Läuferendspiel verloren.
1-4

Brett 1:
Thomas spielte in der untersten Klasse gegen einen DWZ-Riesen von 1779. Mit der Eröffnung Ponziani sollte er sich eigentlich auskennen, aber er ging zu passiv zu Werke und schwächte sich dann am Damenflügel. Diagramm-Stellung nach 15.Db3



Nun sollte Thomas sich mit 15...Tfb8 oder mit Ld7 verteidigen.
15...Tfb8 16.Txa8 Dxa8 17.Lxb5 geht nun nicht wegen der unangenehmen Fesselung. Schwarz würde 17...Da5 spielen.
15...Ld7 und Weiß kann nicht auf b5 nehmen z.B.: 16.Dxb5 Dxb5 17.Lxb5 Sxd4 18.Lxd7 Sxf3 und es gibt nur minimalen Vorteil.
Thomas spielte aber 15...Tab8?? worauf Weiß mit 16.d5 das Gegenspiel im Keim erstickt. Langsam drückt er Schwarz die Luft ab. 2-4

Fazit:
Bei diesem Wettkampf zeigt sich die Vielseitigkeit von Schach. Jeder Spieler hat andere Ideen, wodurch ein individueller Spielstil entsteht. Kleinigkeiten haben große Wirkung. Mit dem Sieg schaffte die 5. Mannschaft einen gelungenen Saisonabschluss.
Im nächsten Jahr greifen wir wieder an.

Wolfgang Heimrath

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