Nach zwei Aufstiegen in Folge ist unsere 1. Mannschaft in der Regionalliga-Nordost angelangt. Hier weht ein schärferer Wind. Dies mussten wir gleich im ersten Kampf gegen die "Reserve" von SC Schwarz-Weiß-Nürnberg-Süd spüren, obwohl wir vermutlich die DWZ-Stärkste SG-Mannschaft (2071) seit langem aufbieten konnten. Nach einem 0-2 Zwischenstand durften wir uns keine Fehler bei unseren Gewinnpartien erlauben, um doch noch zu punkten.

SG 1882 Fürth - SC Schwarz-Weiß-Nürnberg-Süd 2   4-4

Brett 4:
Fabian M. spielte den Sämisch-Angriff im Königsinder. Trotz einiger Abweichungen vom Hauptsystem stand er lange gut.
(Diagramm nach 22.dxc5)



Nun sollte Weiß versuchen, den Läufer auf g7 vom Spiel auszuschließen. Mit 23.d6 oder dem Computerzug 23.Lc7 stünde Fabian M. noch im Gleichgewicht. Alle anderen Züge wie auch der Partiezug 23.Lxc5? führen zu einer Verteidigungsstellung. Nach 23...Df6 24.Ld3 Sg5 (hier wurde aber a5 gespielt) hätte Schwarz bereits 1,6 Einheiten Vorsprung. Bald darauf führte der Schwarze seinen Angriff zum Sieg.
0-1

Brett 3:

Joseph musste gegen Klaus Meulner, den Vater von Fabian M. antreten. Der ehemalige mittelfränkische Meister zeigte sich gegen Katalanisch gerüstet. Er verpasste Joseph einen Doppelbauern, der auf den ersten Blick nichts schadet. Aber wenig später verliert Joseph durch einen ungenauen Läuferzug einen entscheidenden Bauern.
0-2

Brett 1:
Fabian E. spielt gegen Englisch die symmetrische Variante, bis er dann lang rochiert und einen Angriff entwickelt. Es fehlt allerdings die Substanz. (Diagramm nach 19...Dd7-f5)



Stockfish und ich sind hier einer Meinung, dass nach 20.Sxb6!! axb6 21.Txb6 die Stellung aufgabereif (+3,84) ist. Der Fluchtversuch 21...Kd7 würde mit 22.Txc6 widerlegt werden. Auch der Bauernlauf 20.a4 Kd7 21.a5 führt zu starken Vorteil für Weiß. Dieser spielte aber 20.Dg5 Dxg5 21.Sxg5 Sd4 (droht matt) 22.Tb5b2 Th5 23.Sxh3 Txh3 und Weiß steht nach wie vor sehr gut. (+2,00) Als beide Parteien ihren Springer opfern steht Ausgleich auf dem Radar. Fabian E. könnte fast noch auf Gewinn spielen lässt sich aber ein Dauerschach geben.
0,5-2,5

Brett 7:


Karl spielt gegen Richie Wörl, ein altbekannter, sympathischer Haudegen der Nürnberger Zunft. In der Hauptvariante im Italienischen ist wenig Neues zu erwarten. Als Karl das Zentrum aufzureißen droht, opfert Richie einen Springer für Gegenspiel. Im unübersichtlichen Getümmel findet Karl zumeist die richtige Lösung. Im 29. Zug aber nicht (Diagramm nach 29.Sd2-c4)



Karl sollte mit 29...Dd7 den Vorteil festhalten um nach 30.Td1 mit De8 kontern. Er spielte aber 29...Db4 was nach 30.Tb6! Te1 31.Kg2 Dxb6 32.Sxb6 Txc1 33.Sd7 Tf7 34.Dxg6 Herr Stockfisch mit 0,00 bewertet hätte. Den starken Zug Tb6 fand Richie in hoher Zeitnot nicht, sondern tauschte mit Sxd6 ab.

Und nach Te1 Kg2 hätte Karl den Sack zumachen können.




Stockfish blinkt hier mit Neonlichtern und wenn er könnte würde er schreien: Txf2!! 32.Kh3 Txh2! 33.Kxh2 Dd2 34.Kh3 Sf4 35.Kg4 Sxh5 und Matt in 18 Zügen. Gut, diese Rechenkraft kann man von uns Zweibeinern nicht erwarten und so spielte Karl Txc1 33.Txc1 Dxd6 und brachte die Stellung mit einer Mehrfigur sicher nach Hause.
1,5-2,5

Brett 5:

Heinrich spielt gegen Irfan Redzepovic den klassischen Königsinder. Nach 33 Zügen Lavierkunst findet Heinrich den einzig wahren Zug. (Diagramm)



Mit 33...h4 bricht die weiße Stellung in seine Einzelteile zusammen. Was soll Weiß spielen? Auf 34.gxh4 Sxh4 droht Matt auf g2. Nach 34.f4 folgt hxg3 35.Txg3 Dh4. Am besten ist noch 34.Le3 worauf nach gxf3 ganz einfach eine Figur verloren geht. Weiß spielte hier den ugly Move 34.Sh1?? worauf er nach hxg3 35.Sxg3 Sh5!! aufgeben kann (+8,40 für Schwarz). Leider spielte Heinrich nach 35. Sxg3 den anderen Springer nach h4, was auch reicht, nur etwas länger dauert.
2,5-2,5

Brett 6:
Dieters Gegner wählte einen Holländischen Aufbau. Bald ist das Brett fast leer. Dieter hat einen kleinen Vorteil. Der Läufer ist dem Springer auf langen Strecken überlegen, aber reicht es zum vollen Punkt? Leider hat der Randbauer nicht die Farbe des Läufers und so kann sein Gegner im Notfall den Springer für den zweiten Bauern opfern. Dazu kommt es aber nicht, man einigt sich auf Remis.
3-3

Brett 2:

Ediz (gegen Karsten Bunk) stellt seine Figuren auf gute Felder, aber der Druck fehlt. Auch nach 35 Zügen gibt Stockfish nur ein 0,00. Bald darauf wird ein Fehler von Ediz nicht ausgenutzt: Diagramm nach 36.Lb6-d8??



Schwarz kann hier laut Stockfish mit 36...Dg4 gewinnen. Es droht Matt und so muss Weiß 37.Kh2 spielen (Kg1-Dd1-Kg2-Dxd8 ist auch nicht witzig) was jedoch nach 37...De2 38.Lxe7 Dxf2 39.Kh1 Df1 40.Kh2 Dxc4 zum Verlust führt. Obwohl Schwarz nur einen Bauer mehr hat, findet Stockfish hier eine Bewertung von +5,70 für Schwarz angebracht. Die weißen Figuren stehen weit weg von der Musik.

Schwarz spielt 36...Sxd8? und Ediz ist wieder im Rennen.
Im 51. Zug kann Ediz mit Td7 einen Vorteil von 2,07 festhalten, stattdessen macht er einen Sicherungszug mit dem König. Anschließend sind Klimmzüge angesagt, die Ediz aber nicht findet und so geht die Partie über die Regnitz.
3-4


Brett 8:
Nach meinem Wechsel vom SK Zirndorf zur SG Fürth hatte ich nicht gedacht, dass ich nochmal in einer bayrischen Liga spielen würde. Meine letzte Partie auf bayrischer Ebene war vor 7,5 Jahren. Heute ging es gegen den Kapitän der Schwarz-Weißen, Peter Konsek, der heute in einer Doppelfunktion arbeit: Schiedsrichter und Spieler. Er zaubert eine selten gespielte Sizilianisch-Variante aufs Brett. Im 13. Zug hatte ich mit Sxc5 gerade einen Bauern stibitzt. Der folgende Doppelangriff 13...Da5 musste vorausberechnet werden: Diagramm



Mit 14.De3 Lh6 15.Sb3 (stärker war 15.De4 Lxc1 Sb3) Lxe3 16.Sxa5 Lb6 behielt ich den Mops. Nach 30 Zügen hatte ich einen zweiten Bauern "erobert". Ungleiche Läufer erschwerten aber den Gewinn. (Diagramm nach 36...Le6xc4)



Hier hatte ich das Turmmanöver Te1-Te4-Ta4 geplant, als ich einen anderen Zug entdeckte.
Schnell verwarf ich 37.e6? mit Mattdrohung, denn so würde ich nach fxe6 einen Bauern zurückschenken. Stockfish würde an dieser Stelle 37.a4 spielen um den B-Bauern den Doppelschritt zu vermiesen.
Ich spielte stattdessen für die zahlreichen Kiebitze das vorübergehende Turmopfer 37.Th8?, um das vermeintlich gewonnene Endspiel zu forcieren. Nach 37...Kxh8 38.e6 Td4 (logisch) 39.exf7 Kg7 40.Lxd4 Kxf7 bewertet Stockfish diese Stellung nun nur noch mit +1,06.
Lange Zeit kann mein Gegner die Stellung halten. Er unternimmt allerdings nichts um meine Mehr-Bauern zu blockieren.
Nachdem ich meine Bauern nach vorne getrieben hatte, war der Rest eigentlich einfach. (Diagramm)



Nach 59...Lc2 hatte ich nun aber doch Bedenken. Was sollte man nun spielen? Nur mit einem Bauernopfer kann der Bock noch umgestoßen werden. Ich spielte also nolens volens (wohl oder übel) 60.c6! und Stockfish sagt ein Matt in 20 voraus. Wenn Schwarz nimmt: 60...bxc6 folgt 61.b6 und die Drohung b7 ist nicht aufzuhalten, da auf 61...Kc8 einfach 62.Ka6 folgt. Somit entschloss sich Schwarz bei knapper Bedenkzeit für 60...Kc8, was aber faktisch nichts brachte.
Ich tauschte mit 61.cxb7 die letzte Bastion und drückte die 2 Freibauern vor, bis sich der gegnerische Läufer opfern musste. Stockfish zeigte mir aber, dass nach dem Partiezug 60...Kc8 der Rückzug 61. Kb4!! schneller gewinnt, da der schwarze König ob Tausch oder kein Tausch auf c6 den a-Bauer nicht mehr halten kann.
4-4

Fazit:
Ein bitteres Remis, da beim Stand von 2,5-2,5 alle 3 Akteure der SG im Vorteil waren. Am Ende hätte es sogar noch schlimmer kommen können, aber Yellow hielt den Druck des Siegenmüssens stand.

Wolfgang Heimrath

⇐ Zurück