SC Postbauer-Heng - SG 1882 Fürth 2,5:5,5

Am Fürther Kärwazug-Sonntag wurde die 1. Runde der neuen Saison in der Regionalliga Nordost angesetzt.
Nachdem wir zunächst ein Heimspiel erhalten hatten, bekamen wir so kurzfristig keinen Spielraum und deshalb legten wir ein Veto ein.
Nach einem Nummerntausch mit Jäklechemie war unser erster Gegner der SC Postbauer-Heng.
In Postbauer-Heng wurde im Jahr 1381 der Raubritter Eppelein von Gailingen festgenommen und wenig später in Neumarkt hingerichtet.
Leider fielen gleich zwei wichtige Stammspieler aus und so reisten wir mit gemischten Gefühlen zum Fuße des Dillbergs.

Der Spielverlauf:

Brett 4: Erich Fischer (ELO 2178) - Wolfgang Heimrath (ELO 2110) 
Ich bin nach dem Weggang von Robert Bruss (der sich nach Altensittenbach verabschiedet hat) back in der 1. Mannschaft. Mein erster Gegner war der 81-jährige Erich Fischer, gegen den ich zuletzt im Schnellschach verloren hatte.
In einem Indischen System konnte ich mit meinem Reisespringer (Sc6-Sb4-Sbd5-Sf4-Sxe2) das Läuferpaar erobern. Sogar Stockfish fand
diesen Verstoß gegen die goldenen Eröffnungsregeln nicht dramatisch.
Dabei vernachlässigte ich allerdings meine Entwicklung: Stellung nach 13.d4-d5 




Nun sollte ich unbedingt den geplanten Zug 13...e5 spielen, aber dann befürchtete ich das Figurenopfer 14.Sxe5 dxe5 15.Dxe5 Kf8 und Weiß hat neben den zwei Bauern einen anhaltenden Druck, da auch der schwarze Turm auf h8 vorerst nicht ins Geschehen eingreifen kann. Stockfish ist hier natürlich materialistisch eingestellt und bewertet diese Stellung mit 1,2 Punkten Vorteil für Schwarz. Für meine seelischen Qualen in dieser schwierigen Lage, hat er wie üblich kein Mitleid übrig.
Ich spielte 13...0-0 14.dxe6 fxe6 15.Sd4 e5 16.Sc6 Dc7 17.Sxe7 Dxe7 und 18.La3 mit überraschendem Remisangebot, welches ich annahm.
Weiß liegt hier mit einem Dreiviertelbauer in Front. In der Analyse fand ich keine angenehme Fortsetzung.

0,5-0,5

Brett 6: Dirk Kestler (DWZ 1824) - Norbert Strobel (DWZ 1974)
In einem Slawischen Damengambit kam es früh zum Damentausch. Stellung nach 8.Sf3-h4?



Weiß versucht früh das Läuferpaar zu gewinnen. Der deutlich bessere Zug wäre 8.Sd2. Er deckt c4 und bereitet f3-e4 vor.
Mit 8...dxc4 könnte Norbert nun einen Bauern gewinnen. Obwohl Weiß dann mittels 9.Sxf5 Schwarz einen dritten Doppelbauern verpassen könnte, gäbe Stockfish hier einen Vorteil von 2,4 für Norbert.
Es folgte in der Partie: 8...Lg4 9.f3 Lh5 10.g4 Lg6 11.Sxg6 hxg6 12.e4 und die Position ist ungefähr ausgeglichen. Wenig später stellte Weiß den
zentralen Mittelbauer d4 kompensationslos ein. In der Folge ließ Norbert nichts mehr anbrennen.

1,5-0,5

Brett 2: Milan Petras (DWZ 1884) - Lorenz Schilay (DWZ 1985)
In einer klassischen Wiener Partie kam es zu scharfen Verwicklungen. Nachdem Lorenz trotz Minusfigur Ausgleich erzielte, spielte er in Zeitnot
den Verlustzug. Stellung nach 18.Lh1-g2:



Nach 18...Lxg2 19.Kxg2 Sb4! einziger Zug 20.Db3 Sd5! 21.Le5 (oder Lc7 Kc8 Le5) Dg4 (oder Dg6) 22.Kh1 De4! sollte Weiß mit Dd3 die Damen tauschen. Anschließend würde der Mehrspringer auf a8 auf verlorenen Posten stehen und Stockfish gibt die typische 0,00 Bewertung ab.
Lorenz spielte aber 18...Dg4?? 19.Lc7 Ke7 20.Sxh4 und Schwarz gab  2 Züge später auf, nachdem der Angriff im Sande verlief.

1,5-1,5

Brett 8: Nick Merdian (DWZ 1740) - Hans Gerl (DWZ 1831)
Im Nimzo-Inder entstand bald eine symmetrische Stellung. Als Hans' junger Gegner einen Bauern einstellt, keimt Hoffnung auf.
Stellung nach 42.Kd3-c2



Hier gibt Stockfish den größten Vorteil der gesamten Partie (+2,5 für Schwarz). Mit 42...Se6! droht der Springer auf f4 und d4 einzusteigen.
Weiß sollte mit 43.Se4 Sf4 44.g3 Se6 45.Kd3 darauf antworten.
Hans zog 42...La5 43.Sf1 worauf er das Springerschach auf e3 mit 43...Ke6 vorab antizipierte. Nachdem alle Bauern am Königsflügel abgetauscht wurden, einigte man sich auf Remis.

2-2

Brett 1: Ediz Kocak (DWZ 2167) - Vladimir Krivanek (DWZ 2137)
Nach 6 Zügen (d4-c5-d5-f5?-e4!-fxe4-Sc3-Sf6-Sge2-a6-Sg3-e6?) gibt Stockfish die Partie für Schwarz verloren. Man könnte sagen, dass die Stellung ein verzögertes Staunton-Gambit in der Alt-Benoni-Eröffnung ist. Selten war es so schwer, eine passende Diagrammstellung zu finden. Stellung nach 10...g7-g6



Stockfish möchte nun mit 11.Dh6 (+5,2) den Raumvorteil ausbauen und einen Angriff mit h4 einleiten. Zum Beispiel:
11.Dh6 Sc6 12.h4 Sd4 13.c3! Sf5 (Der Turmgewinn 13...Sc2 verliert glatt-14.Kd1 Sxa1 15.Lg5! und nach dem menschlichen Zug 15...Lxg5 16.hxg5 gibt Stockfish bereits ein Matt in 9 Zügen an.) 14.Df4 0-0 15.g4! Sxh4 16.Dh6 Sf3 17.Kd1 Tf1 18.Le2 usw. +6,6.
Diese langen Engine-Varianten sind für uns Kohlenstoffeinheiten schwer zu berechnen. Ediz zog daher den profanen Zug 11.Dxc5!! (+3,6)
Zwar schrumpfte der Vorteil nach 21 Zügen, jedoch fand auch sein Gegner nicht die ultimative Verteidigungsstrategie.

3-2

Brett 7: Burkhard Zühlke (DWZ 1923) - Martin Hanusch (DWZ 1645)
I
n einer Eröffnung ohne Namen sortierte Schwarz seine Figuren neu, bevor er sie ins Spiel brachte. Stellung nach 18...Sc6-b8



Während Burkhard komplett entwickelt ist, hat sein Gegner nach 18 Zügen nur wenige Figuren an die Front gebracht. Der augenscheinliche Vorteil (Stockfish gibt hier ein +3,8) sollte nun mit 19.Da3  oder 19.La5 gefestigt werden. Burkhard spielte hier 19.b4 und gewann wenig später den a6-Bauer. Sein Kontrahent ließ den Freibauer aber nur bis b5 und blockte dann erfolgreich den weiteren Vormarsch. -Remis-

3,5-2,5

Brett 3: Niko Rosenboom (ELO 1743) - Marin Sippl (ELO 2040)
Auch Nikos Gegner fand zu Beginn eine von der Norm abweichende Zugfolge (e4-e5-Sf3-Sc6-Lb5-De7?-c3-Sd8?)
Einige Zeit später: Stellung nach 17...Df4-f6



Die schwarzen Figuren stehen dicht gedrängt und Nikos nächster Zug ist logisch: 18.Dg5! Nach Abtausch der Dame geht der d-Bauer
verloren. Alternativen gibt es nicht. Es folgte: 18...exd4 19.Dxf6 Sxf6 20.Sxd6 Te7 21.Sxd4 und Schwarz konnte eigentlich aufgeben.
Der ungleiche Kampf war vergeblich und Niko gewann im 55. Zug.

4,5-2,5

Brett 5: Karl Wittmann (DWZ 2044) - Ulrich Reichmann (DWZ 1894) 
Karl wandelte zu Beginn auf den Spuren von Fabiano Caruana, der beim Weltmeisterschaftskampf gegen Magnus Carlsen 2018
die Sveshnikov-Variante ebenso bespielte. Karl wich aber im 9. Zuge ab. Stellung nach 37...Dh7-g7



Nach 38.Sxf5 exf5 39.Th5 (droht Tg5) nebst Tch1 sollte man sich die Hände schütteln.
Karl spielte die etwas langsamere Tour:
38.Th2 Lb6 39.Tch1 Lxe3 40.Kxe3 Tee8 41.Sxf5 exf5 42 Th5 Da7? (besser war Df6) 43.Dd4 und Schwarz gab bald auf.

5,5-2,5

Fazit:
Ein überzeugender Sieg, der auch höher hätte ausfallen können. Lediglich Lorenz zog in einer scharfen Partie den Kürzeren.
In zwei Wochen erwarten wir Noris-Tarrasch Nürnberg 3, die ihren ersten Kampf überraschend deutlich in Windischeschenbach verloren.
Die Karten werden wie immer neu gemischt und so hoffen wir auf ein spannendes Nachbarschaftsduell.

Wolfgang Heimrath

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