SG 1882 Fürth - SC Noris-Tarrasch-Nürnberg 3 4,5:3,5

Nach dem Sieg in der ersten Runde gegen Postbauer-Heng bekamen wir es nun mit der unberechenbaren Mannschaft von Noris-Tarrasch-Nürnberg 3 zu tun.

Brett 7: Robert Neumann (DWZ 1901) - Joseph Homi (DWZ 2057)
Josephs Gegner spielte ein Anti-Benoni-System und opferte früh einen Bauern.
Wenig später Stellung nach 14...Da5-b5



Die Figuren am weißen Damenflügel stehen wenig koordiniert und so sollte Weiß mit 15. Le3 oder 15.b4 versuchen, weiteren Schaden abzuwenden. Weiß spielte 15.Te1?? Td8 16.Dc2?? (besser b3) und übersieht die Abwicklung 16...Txd2 17.Dxd2 Dxa4 und Stockfish gibt hier bereits ein +6,6 für Joseph. 25 Züge später gab Weiß auf.

1-0

Brett 4: Niko Rosenboom (DWZ 1923) - Johannes Wulfmeyer (DWZ 2082)
Niko konnte im Panow-Angriff Raumvorteil erlangen. Schwarz verteidigte sich geschickt und konnte kurz vor der Zeitkontrolle leichten Vorteil sichern. Stellung nach 33.Kh2-g3



Die Endspiel-Engine schlägt hier die Variante 33...Te2 34.Tc3 Tdd2 35.Tf3 Txb2 36.Txb2 Txb2 vor und gibt ein +0,8 für Schwarz.
In der Partie folgte aber: 33...h5 34.Tc3 h4 35.Kf3 T7d5 36.Ke3 Td1 37.Ke2 und beide wiederholten die Züge zum Remis

1,5-0,5

Brett 6: Karl Wittmann (DWZ 2044) - Hugo Danninger (DWZ 1918)
Karl spielte einen selten gesehenen Zug in der französischen Winawer-Variante. Schwarz versucht eine sofortige Widerlegung. Dies scheitert und Karl stand sogar kurz besser. Schwarz erholte sich aber nach dem Fehler: 23.g3 - Stellung nach 28.De3-e2



Schwarz hatte alle Figuren perfekt aufgebaut und so fällt es schwer, weitere Verbesserungszüge zu finden. Stockfish schlägt hier 28...b6 oder
28...Kf7 vor, welche beide eine Bewertung von 1,8 für Schwarz brächten. Stattdessen wickelt Schwarz nun ab.  28...Sd2? 29.Lxd2 Sxf3
30.Dxf3 Dxf3 31.Kxf3 Txd2 und dieses Turmendspiel kann durchaus als ausgeglichen gesehen werden. Bald wird Remis gegeben.

2-1

Brett 8: Norbert Strobel (DWZ 1973) - Christian Renner (DWZ 1887)
Norberts Gegner wählte im angenommenen Damengambit die Botwinnik-Variante. Nach wenigen Zügen der erste Aufreger.
Stellung nach 9.Lg5xf6



Norbert glaubte vielleicht, dass Schwarz 9...Dxf6 nicht spielen kann. Wegen 10.axb5 cxb5 11.De4 und ein ganzer Turm hängt.
Nun befrage ich hier pflichtgemäß die Rechenmaschine und sie sagt Erstaunliches. Nach 11.De4 spielt sie Df5!! 12.Dxa8 Dc2 13.Td1 Dxb2
14.Dxb8 Lxc3 15.Sd2 Lxd2 16.Txd2 Db1 17.Td1 Db4 18.Td2 0-0 und Schwarz hat trotz Minusturm einen Vorsprung von 2,7.
Christian Renner spielte aber 9...gxf6 und blieb menschlich. Stellung nach 18...Dc7-c6



Weiß steht besser lautet hier die gute Meldung. Stockfish würde hier Schwarz austricksen falls nach 19.Tfc1! der fatale Zug Lxg2?? käme.
Der Killerzug lautet dann 20.Da3!! da der Figurenabzug des c4-Läufers das große Material bringt. (+5,9) Auf 20...Sd7 würde 21.La6!! folgen.
So würde Stockfish hier als besten Zug 20...Kh8 angeben, vermutlich um auf den Läuferabzug 21.Lf1 Tg8 zu spielen.
Doch Stockfish zeigt hier Schwarz wieder eine lange Nase und spielt 21.Lb5 Db7 22.Txc8 Dxc8 23.Kxg2 und der mögliche Rückgewinn der Figur von 23...Db7 nebst Dxb5 verliert nach Df8!
Norbert spielte hier aber 19.f3?? und verlor dabei eine Figur. Norbert fischte bei Zeitnot seines Gegners noch etwas im Trüben und gewann die Figur zurück, was zu einem Remisangebot führte.

2,5-1,5

Brett 3: Nese Pinar Albayrak (DWZ 1875) - Lorenz Schilay (DWZ 1984)
Lorenz schickte kurz vor Spielbeginn die Nachricht, dass er Probleme mit dem Auto hat und etwas später kommt. Glücklicherweise schaffte er es kurz nach Spielbeginn im Turniersaal aufzulaufen. Mit Spanisch wird einer der ältesten Eröffnungen vorgestellt. So wurde die auf das Brett kommende Variante auch nach dem ersten Weltmeister benannt, die moderne Steinitz-Verteidigung. 19 Züge spielt Lorenz ein perfektes Match. Die Stellung nach 19.Dd1xd2 bewertet Stockfish mit +2,8 für Schwarz



Lorenz sollte nun mit 19...Df6 fortsetzen und nach dem nötigen 20.Ld1 hüpft der Springer nach f4 und weitere Figuren würden zur Verstärkung des Angriffs nachgeholt werden.  Es kam aber 19...Sxg3? 20.Txg3 Dh5 21.Tg1 g6? (einziger Zug wäre hier Se7!) 22.Le6 und alle weißen Figuren erreichten gute Felder. Nach 22...Tf4 23.Th3 Th4 24.Lg4 verlor Schwarz bereits Material und musste bald aufgeben.

2,5-2,5

Brett 1: Stepan Mohylnyi (DWZ 2008) - Ediz Kocak (DWZ 2167)
Ediz musste gegen das 11jährige ukrainische Supertalent antreten, das bereits beim Bamberg-Open mit 5,5 aus 7 in der Gruppe B aufgefallen war. Im klassischen Damengambit stellte sich zunächst die Frage, ob der isolierte d4-Bauer stark oder schwach ist. Nach einem Generalabtausch erübrigte sich dieses Thema. Im Turmendspiel blieb der Engine-Balken stets in der Mitte. Beide Seiten spielten eine fehlerfreie Partie und so kam es folgerichtig zum Remis 3-3

Brett 5: Dr. Matthias Nuding (DWZ 2046) - Wolfgang Heimrath (DWZ 2097)
Nach 17 Zügen kam für mich die erste knifflige Situation, als mein Gegner seinen gedeckten c2-Bauer als Opfer anbot.
Ich lehnte dieses undurchsichtige Gemetzel ab und folgte solideren Motiven. Stellung nach 23.Dg3-h4?!



Nachdem mein Gegner den Zug Ld5 kurz vorher übersehen hatte, kam ich zu dieser klaren Gewinnstellung.
Mit 23...Lxg2 hätte die weiße Königsstellung zerfetzt werden können und auch der Rettungsversuch 24.Dg4 würde mit h5! 25.Dg5 Lf3 gekontert. Der Läufer auf g2 kann auf Grund der f3-Gabel nur unter Materialverlust genommen werden. Leider spielte ich hier nur den viertbesten Zug 23...f3 24.Te3 Dc7 25.Sc4 und nun brachte ich meinen Gegner mit dem Blackoutmove 25...Tf4?? zurück ins Spiel. Seinen offensichtlichen Gegenzug 26.g4! hatte ich nicht auf dem Schirm.
Anschließend versuchte ich noch einige Fallstricke zu legen, aber mein Kontrahent drückte dreifach auf meinen vorgeschobenen f-Bauern und
so musste ich diesen gegen seinen e4-Bauer tauschen. Nach einer Zugwiederholung hieß es 3,5-3,5 und der Wettkampf hing an der letzten offenen Partie.

Brett 2: Fabian Eber (DWZ 2151) - Hans Albrecht (DWZ 2086)
Hans Albrecht spielt seit vielen Jahren Französisch, doch Fabian spielte einen Zug der in Eröffnungsbüchern wohl kaum verzeichnet ist.
Stellung nach 5.g2-g4



Die beste Vorgehensweise für Schwarz ist vermutlich 5...h5 6.g5 und weitere Angriffsversuche am Königsflügel sind für Weiß kaum denkbar.
Es folgte aber 5...Ld7 6.Lg2 Dc7 7.d3 und 0-0-0. Eine derart frühzeitige lange Rochade von Schwarz gibt es selten zu sehen.
Nachdem sich kaum jemand gröbere Vorteile erspielen konnte, tauschte Schwarz seinen Verteidigungsturm ab.
Stellung nach 38...Kb8xc7



Fabian nutzte die Gelegenheit und spielte: 39.e6 Sd6 40.Se5 und wie so oft folgt im 40. Zug der letzte Fehler. 40...Se4??
Schwarz sollte 40...Kd8 spielen. 41.e7! Th8 42.Tc2 Kd6 (auch andere Züge können Schwarz nicht retten) 43.Sf7 und Schwarz gab auf.

4,5-3,5

Fazit:
Ein schweres Stück Arbeit. Leicht wäre hier auch ein Punktverlust oder Schlimmeres möglich gewesen.
Am Ende ein glücklicher Sieg, der uns in Lauerstellung auf Platz 3 bringt.
Unser nächster Kampf findet am 27.11. beim SC Windischeschenbach statt, die auf Platz 2 einen halben Brettpunkt vor uns liegen.
Erstmalig wird in meiner 50jährigen Schachlaufbahn ein Wettkampf während einer Fußball-WM stattfinden. Vielen Dank an die FIFA.

Wolfgang Heimrath

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