SC Windischeschenbach - SG 1882 Fürth 1:7

Im sogenannten Top-Duell in Runde 3 der Regionalliga-Nordost trafen zwei der drei ungeschlagenen Teams aufeinander.
Der SC Windischeschenbach schlug zuletzt den ehemaligen Bundesligisten SC Forchheim, während wir lediglich die Reserve der Reserve von Noris-Tarrasch Nürnberg hauchdünn besiegten.

Brett 1: Ediz Kocak (DWZ 2196) - Zdenek Haba (DWZ 2221)
Gegen Sizilianisch baut sich Ediz stark auf. Bald bietet Ediz ein Bauernopfer an. Stellung nach 14.g2-g4



Schwarz sollte hier 14...Sc5 spielen und weiteren Druck gegen e4 aufbauen. Stattdessen nahm er den vergifteten Bauern: 14...Dxc4? 15.Dd2! ein richtig guter Zug ist nun kaum zu finden. So versuchte er mit der Dame zu fliehen. 15...Dc7 16.Sd5 schaut logisch aus, aber Stockfish würde lieber 16.g5 spielen, worauf er Schwarz den resignativen Zug Db8 anbietet. Es folgte 16...Dd8 17.Txc8 Lxc8 18.Sc6 De8 19.Sc7 und Schwarz gab auf.

1-0

Für alle Freunde der Ästethik hier die Endstellung:



Brett 3: Lorenz Schilay (DWZ 1984) - Christian Müller (DWZ 2026)
In einer Pirc-Variante kam es früh zum Damentausch und so wurde nach kurzer Spielzeit ein Remis vereinbart.
0,5-1,5

Brett 5: Wolfgang Heimrath (DWZ 2097) - Stephan Schmahl (DWZ 1997)
Im c3-Sizilianer hat Schwarz nach 14 Zügen Ausgleich, jedoch er will mehr. Stellung nach 14.Ta1-b1



Auf jeder Seite hängt ein Bauer, so übersah Schwarz, dass ich einen anderen Zug im Auge hatte. Es folgte 14...Se4?? der die Deckung des
h5-Läufers aufgibt 15.Tb5 und eine Figur geht verloren. Schwarz bekam zwei Bauern und kämpfte tapfer weiter: Stellung nach 20...Ta8-d8



In dieser Stellung wäre wohl 21.Dxb7 ausreichend, aber natürlich wird nach dem Motto verfahren: Hast Du einen guten Zug, suche einen besseren, und siehe da, es folgte 21.T1c3 Da4 22.Lb5 und Schwarz gab auf, da nach 22...Db4 23.Tb3 Da5 24.Lxc6 ein weiterer Springer verloren geht.
0,5-2,5

Brett 8: Jürgen Zant (DWZ 1926) - Norbert Strobel (DWZ 1973)
In einem klassischen Damengambit weicht Weiß nach 10 Zügen in unbekanntere Gewässer ab. Bei einem Abtausch wählt Norberts Gegner von drei Rückschlagmöglichkeiten die zweitbeste und gerät in Nachteil. Stellung nach 26.Tb2-b3



Hier sollte Schwarz mit 26...a5 seinen Vorsprung zementieren. Stockfish kommt nach 27.bxa5 Txb3 28.Txb3 Lc8! oder 28...Lf5 zu einer Beurteilung von +3,2 für Norbert. Norbert spielte 26...Kf8 27.Txa3 Txb4? (Mit Lxb4 bliebe ein klarer Vorteil) und Weiß kam nach 28.Txa6 Txb1 29.Sxb1 Txa6 30.Lxa6 zum Ausgleich. Nach 30...Lb4 stellte Weiß aber direkt im Anschluss eine Figur ein.
31.Kf1?? Lf5 und gab auf.
0,5-3,5
 
Brett 4: Philipp Mark (DWZ 1893) - Niko Rosenboom (DWZ 1926)
In einem abgelehnten Damengambit kann sich Niko eine positionelle Gewinnstellung herausspielen. Stellung nach 42.Kc1-d1



Materiell gesehen ist die Partie ausgeglichen. Niko versetzt seinen Gegner nun mit dem schönen Zug 42...Sc4 in Zugzwang
Der König kann nicht weg, da Schwarz sonst mit Ke2 eindringt. Der Läufer hat kein Feld und so können nur noch die Bauern ziehen.
Bald gehen Weiß die Züge aus und er gibt auf.
0,5-4,5

Brett 6: Jindrik Novak (DWZ 2069) - Karl Wittmann (DWZ 2044)
Nach einer fast symmetrischen Stellung im Damengambit sind nach 17 Zügen bereits alle Schwerfiguren abgetauscht. Stellung nach 29.a2-a4?



Weiß spielt aktiv, aber wie einer meiner ehemaligen Lehrmeister zu sagen pflegte, aktiv auf Verlust. Mit a3 könnte er seine Stellung vielleicht noch halten. Nach dem Textzug spielte Karl: 29...bxa4 30.Lxa6 Lb3 31.b5 Sb8 32.Sa1? Lc4 und Weiß verliert den b-Bauern, da er die Drohung Sxa6 nicht mehr parieren kann. Geduldig und konsequent spielte Karl bis sein Gegner die Lust verlor und aufgab.
0,5-5,5

Brett 7: Joseph Homi (DWZ 2057) - Miroslav Kalous (DWZ 1983)
Joseph kann gegen einen "Franzosen" schnell Raumvorteil erzielen. Sein Gegner hat diverse Bauernschwächen, doch Joseph nimmt in Gewinnstellung den falschen Bauern. Dies kostet die Dame für 2 Figuren. Kurze Zeit später - Stellung nach 32.Ld3-f1



Mit 32...Tf6 konnte Schwarz hier neben dem offensichtlichen Zug Txf3 auch das Röntgenmatt Dxf1 drohen. Weiß müsste mit 33.Txf6 gxf6
34.Kg1 fortsetzen, worauf 34...Dxa3 zu einem Vorteil von 3 Einheiten führt.
Schwarz zog aber 33.Dd1? und Joseph sollte sich mit h3 ein Luftloch gegen die Mattdrohungen machen. Er entschied sich aber mit 34.Kg1??
für die Deckung des Läufers und wollte zusätzlich den König besser stellen. Beide übersahen in Zeitnot das sofortige Ende: 34...Dxf3! und Stockfish schießt mit der Bewertung raketenartig hoch auf +12,6 für Schwarz.
Schwarz spielte 34...h4?, ließ aber in der Folgezeit einen Plan vermissen. Stellung nach 40.Te3-f3



Schwarz muss nun den einfachen Zug 40...Td6 spielen und beide Parteien würde es schwer fallen Fortschritte zu erzielen. Stockfish sagt, 0,00.
Stattdessen zog hier Schwarz 40...Db1?? (der letzte Zug vor der Zeitkontrolle) und gab nach dem Bauernzug 41.d6! auf.
Der Freibauer ist nicht mehr zu stoppen. Somit muss er mittels Txd6 entfernt werden, wonach Weiß eine Figurenübermacht von 3-1 problemlos zum Sieg führen würde.
0,5-6,5

Brett 2: Tobias Brunner (DWZ 2070) - Fabian Eber (DWZ 2151)
Fabian spielt gewohnt angriffslustig. Stockfish findet das aber nicht lustig und gibt seinem Gegner ein +3,8, ohne dass das menschliche Auge
diese hohe Bewertung versteht. Stellung nach 29...Td2xa2



Fabian bietet hier mangels guter Alternativen (Lxb4 wäre am besten) ein Läuferopfer an und erhofft sich nach 30.Tc8 Kb7 31.Txf8 Tdd2 mindestens ein Remis. Stockfish aber widerlegt das Opfer mit 32.Se4!!. Nun müsste Schwarz 32...Tg2 33.Kf1 Th2 spielen, aber dann hat Weiß ein Matt in 3 Zügen. 34.Sd6 Kb6 36.Tb8 Ka6 37.Tc6 matt.
Weiß sah diesen brillanten Zug nicht und zog 30.T1c2? 10 Züge später, Stellung nach 40...Lb4-d2



Weiß verpasst hier die zweite Chance, den Sack zuzumachen. Mit 41.e6! gewinnt Weiß eine Figur. Nach 41...Txf4 42.Kg3 oder 41...Lb4 42.e7 bleibt jeweils der Läufer auf der Strecke. Weiß spielte 41...Te4 und weiter ging die wilde Fahrt. Stellung nach 45...Kb5-c6!



Weiß hat in dieser Stellung nur einen Gewinnzug. Stockfish gibt folgende Variante an: 46.Se3!! a4 47.Sd5! a3 48.f6 a2 Und jetzt nicht 48.Sb4 wegen Kd7 49.Sxa2 Ke6! sondern 49.f7! Lxe5 (auch Ld4 verliert) 50.f8 (D) a1 (D) und matt in 4 Zügen beginnend mit 51.Dc8.
Weiß zog 46.f6 und Stockfish sagt, dass es nach 46...Kd7 47.Kf5 Ld4 remis ist. Fabian erkämpft ein glückliches Remis und rundet den
Mannschaftserfolg ab.
1-7

Fazit:
Ein hoher Sieg, der das Potential unserer Mannschaft zeigt. Für den SC Windischeschenbach ist es ein gebrauchter Tag, aber wer kennt nicht Murphys Law, frei übersetzt: "Alles was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen."
Mit diesem Sieg konnten wir uns in der Tabelle "nur" auf Platz 2 verbessern, da Bavaria Regensburg 2 unser Ergebnis sogar noch toppen konnte.
Sie schlugen Postbauer-Heng mit 7,5-0,5! In zwei Wochen folgt unsere letzte Partie in diesem Jahr bei SW-Nürnberg-Süd 2, die derzeit auf Platz 5 im Mittelfeld der Tabelle zu finden sind.

Wolfgang Heimrath

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