Learning by doing

Zu unseren ersten Spielen in der U20-Bayernliga reiste unsere ehrgeizige Jugend nach Neumarkt. Zwei Spiele standen auf dem Plan, bei denen wir als klare Außenseiter vor schwierigen Aufgaben standen.

SG 1882 Fürth - Bavaria Regensburg: 0,5 - 5,5


Brett 3:
Niko spielt Paulsen. Sein Gegner geht aggressiv gegen den König vor. Eine Qualität geht verloren. Die Majestät wird
eingeschnürt und so ist die Partie schnell verloren.
0-1

Brett 4:
Marc wählt bei seinem Debüt in der 1. Jugend die Englische Partie. Der eigentlich Plan dieser Eröffnung kommt nicht zum Tragen. Nach einem Bauernvormarsch verliert er Material. Wenig später folgt eine weitere Figur, die nach einem Schach verloren geht, da er mit dem Läufer, der den Springer deckt, in eine Fesselung muss.
0-2

Brett 6:
Narek geht sicher ins Match und hat zunächst wenig Schwächen. Es fehlt die Erfahrung und so findet Narek nicht immer die richtigen Felder für seine Figuren. Nach dem Damentausch hat er Koordinationsprobleme. Anstatt die starken Bauern des Gegners aufzulösen, setzt er seine Bauern fest. Ein frecher Springer holt sich eine Figur und nachdem ein wichtiger Zentrumsbauer verloren geht, gibt Narek auf.
0-3

Brett 1:
Joseph musste gegen die eher harmlose Durchstoßvariante mit Sf3 im Caro-Kann antreten. Als er seine Entwicklung vernachlässigt und den Gegenstoß c5 trotzdem anbringt, wird es schwierig. Durch die lange Rochade verliert er allerdings auf sehenswerte Weise. Stellung nach dem Zug von Joseph 16. ... Kc8-b8



Nachdem sein Gegner mit dem letzten Zug 16. Da4 ein einzügiges Matt drohte, ging Joseph aus der gefährlichen c-Linie. Dies nutzte aber nichts mehr, denn sein Gegner spielte:
17. Txc5 (genauso gut ist 17.Sb3, da der Läufer wegen matt nicht ziehen darf) Dxc5 (auf Txc5 folgt Sb3 und der Turm geht ersatzlos verloren
18. Sb5 De7 19. Dxa7 Kc8 20. Da8 Kd7 21. Td1 Kc6 und Sa7 matt.
0-4

Brett 5:
Dennis R. spielt gegen Spanisch die seltene Cordel-Variante. Nach 5 Zügen übersehen beide, dass durch eine Fesselung in 4 Zügen eine Figur verloren geht. Der andalusische Kelch geht knapp an ihm vorüber. Seine Gegnerin spielt eine sanfte Erwiderung. Nun baut sich Dennis gut auf und als sich auf der c-Linie die Reihen lichten, kommt es zu einem Dauerschach mit dem Springer.
0,5-4,5

Brett 2:
Habieb spielt den Nimzowitsch-Larsen-Angriff. Sein Plan, dass der c1-Läufer auf b2 groß rauskommt, wird ad absurdum geführt, als er den Läufer auf ein Schach dazwischen stellt. Er stopft die Löcher mit Melonen. Durch geschicktes Spiel vermeidet er zwar Materialverlust, muss sich dafür aber mit 2 isolierten Doppelbauern auf schwere Zeiten einstellen. Habiebs Stärke ist seine Coolness. Ein Bauernverlust, der durch eine Fesselung nicht mehr abzuwenden ist, zerstört seine Punkteträume.
0,5-5,5

Fazit:
Gegen einen übermächtigen Gegner war die hohe Niederlage zu erwarten. Der kleine Erfolg von Dennis R. brachte ihm für die Nachmittagsrunde das nötige Selbstvertrauen.

FC Ergolding - SG 1882 Fürth: 4 - 2


Brett 3:
Niko versucht einen Angriff auf zwei potentiell schwache Bauern. Als er einen Bauern auf Grund einer Fesselung nimmt, kommt ein Zwischenschach und eine Figur geht verloren.
0-1

Brett 6:
Narek, der kurzfristig eingesprungen ist, muss sich gegen das Schottische Gambit erwehren. Seine passive Verteidigung kann vom Gegner nicht geknackt werden. Als Narek auf die vorgepreschte Dame Druck ausübt, gewinnt er die Qualität. Lange Zeit bleibt die Stellung geschlossen und das Mehrmaterial kommt nicht zur Wirkung. Nachdem die weiße Festung geöffnet wird, ist ein Gewinn greifbar. Kleinen Fallen vom Gegner kreiert, weicht Narek geschickt aus und gewinnt. Bravo!
1-1

Brett 2:
Habieb spielt die Eröffnung fehlerhaft, was aber nicht ausgenutzt wird. Der Analysetrainer von Ergolding sagte über Habiebs Stellung mehrfach die Worte hoffnungslos, chancenlos und aussichtslos, zu seinem Schützling. Nach einigen Lavierkunststückcken schwächt sich Habieb ohne Not. Sein Gegenspiel bringt keine Erleichterung, somit kann er das Blatt nicht mehr wenden.
1-2

Brett 1:
Joseph spielt die Winawer-Variante in der französischen Eröffnung. Mit Dg4 zwingt er seinen Kontrahenten zu Kf8. Der König bleibt in der Mitte, der h8-Turm spielt nicht mit und so wird der Druck immer größer. Als Joseph den Gewinnweg nicht findet, verliert er zunächst die Übersicht und dann die Partie.
1-3

Brett 5:
Dennis R. vergisst zu Beginn die richtige Reihenfolge der Züge. Als sich die ersten Nebelschwaden verziehen fehlt ein Bauer. Trotz dieses Blackouts erreicht er eine spielbare Stellung. Als er auf h7 einen Springer nimmt, kann sein Gegner nicht zurückschlagen, da er sonst die Dame verliert. Nun konzentriert er seine Figuren gegen den König und alle warten auf den vernichtenden Schlag. Aber Dennis lässt sich Zeit. Er flitzt mit der Dame über das Brett und holt sich 2 Bauern. Sein Gegner zwingt ihn, mit einem Angriff den letzten Gong einzuläuten. Er jagt den König von Dennis R. nach h5. Dann droht er auf der langen Diagonale mit matt. Aber nun schlägt Dennis endlich den f6-Bauern mit Schach und im nächsten Zug nimmt er einen
hängenden Turm. Das Matt ist durch diese Aktion ebenfalls gedeckt und sein Gegner kann aufgeben.
2-3

Brett 4:
Marc eifert Aljechin nach, verpasst es aber den Läufer raus zu spielen. Fortan liegt dieser Läufer sterbend im eigenen Haus. Die Initiative geht an Weiß. Als sein Gegenüber aus unerfindlichen Gründen den Urnenläufer abtauscht geht es aufwärts. 2 schwache Bauern gilt es nun im Schwerfigurenendspiel zu verteidigen. Der Angreifer zieht seine Truppen von links nach rechts und dann wieder von rechts nach links. Genervt von dieser ständigen Bedrohung reißt Marc seinen Königsflügel auf. Dies kostet bald zwei Bauern, aber nicht die Partie. Als er das Bauernverhältnis ausgleichen kann, kommt es zum Turmendspiel. Zwei verbundene Freibauern ziehen die Schlinge langsam zu, aber nur noch 34 Sekunden hat sein Gegner für den Rest der Partie
auf der Uhr. Als Marc dem Gegner eine Dame gewährt, reicht die Zeit aus um 21 Sekunden vor Ende matt zu setzen.
2-4

Fazit:
Trotz der fast 300 DWZ-Punkte Unterschied pro Brett im Schnitt war ein 3-3 möglich. Narek, unser Jüngster und Dennis R., der langsam wieder zur alten Form aufläuft, holten zwei nicht vermutete, aber verdiente Punkte. Joseph sollte sich nicht allzu sehr ärgern, denn wie sagte mir schon mein Vater vor langer Zeit: Es gibt nichts Schwierigeres, als eine gewonnene Partie zu gewinnen.

Wolfgang Heimrath

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