Vereinsgeschichte der SG 1882 Fürth

W.S. stöberte in den Archiven ... und wird das auch noch fortführen ...

Die Vereinsgeschichte habe ich in mehrere Zeitabschnitte eingeteilt, wie sie, leider nur teilweise, in Protokollbüchern und Zeitungsartikeln dokumentiert sind.

Die heutige Schachgemeinschaft entstand durch Vereinigung der Vereine Schach-Club Fürth und Kleeblatt Fürth, bereits 1957 hatte sich die BSG-Schachgruppe Dynamit-AG Fürth dem Schachverein Kleeblatt angeschlossen. Beim Graben in den Archiven muss deshalb nach unterschiedlichen Wurzeln gesucht werden.

1. Schach-Club Fürth 1882 – 1889
2. Schach-Club Fürth 1895 – 1921
3. Für die Zeit zwischen 1921 – 1946 liegen keine Protokolle oder ähnliche Unterlagen vor.
4. Gründung der Schachabteilung im Reichsbahnsportvereins Fürth 1933
5. Wiederaufnahme des Vereinslebens 1946
6. Bildung des eigenständigen Vereins Kleeblatt Fürth
7. Zusammenschluss der Vereine Schach-Club und Kleeblatt zur SG 1882 Fürth

 

1. Schachclub Fürth von 1882 - 1889

Am 3. August 1882 gründeten 14 Schachfreunde den Verein „Schachclub“. Es wurden „provisorische Statuten“ entworfen, ein Vorstand gewählt und der Verein angemeldet. Der Verein trat damals nicht dem 1877 gegründeten Deutschen Schachbund bei.
Die Mitglieder waren zeitgemäß Bürgerliche: 1 Arzt, 10 Lehrer und 3 Kaufleute.
Bemerkenswert ist, dass es vor dem „Schachclub“ schon einen nicht näher benannten „früheren Verein“ gegeben hatte, von dem Inventar, 6 Schachbretter mit Figuren und zwei Schachwerke ( = Schachbücher) übernommen wurde.
Im Jahre 1882 wurden noch zwei neue Mitglieder, die Herren Sonneberg und Wirth, in den Verein aufgenommen.
Über die Aufnahme neuer Mitglieder in den Verein wurde per Ballotage (geheime Abstimmung mit weißen und schwarzen Kugeln, die in einen verschlossenen Kasten zu geben sind) entschieden.

Im Jahre 1883 wurden folgende Aktivitäten dokumentiert:

- Durchführung eines Preisturniers
- Anschaffung von passe-partout-Karten (= übertragbare Dauerkarten) zum Nürnberger Schachkongreß zum Preise von 20 Mark
- Anschaffung von Schachliteratur und Abonnement der „Deutschen Schachzeitung“ für den Verein
- Mit Nürnberg wird eine Korrespondenzpartie eröffnet

Folgende Aktivitäten sind im Jahre 1884 nachzulesen:

- Durchführung einer „Anderssen-Feier“ (wohl anlässlich des 5. Todestages von Adolf Anderssen, einem der stärksten deutschen Spieler des 19.Jh.). Bei dieser Feier gab es neben Fachvorträgen auch ein Problemlösen, eine Simultanvorstellung und zwei „Blindlings“-Partien, die übermittelt sind.
- Einführung eines Zwangsparagrafen (Strafgebühr von 10 Reichspfennig) für Spieler, die nach Beendigung der Partie ihre Figuren nicht in die Kästchen tun
- Die Korrespondenzpartie wird vom Nürnberger Hr. Irion aufgegeben.
- Teilnahme am 1. Fränkischen Schachfeste in Bamberg

Im Jahre 1885 wird für den in Nürnberg statt findenden Fränkischen Schachbund(?) als Preis ein Geschenk in Höhe von 25 Mark gespendet.
Schachliteratur und ein Schachschrank für die Literatur werden angeschafft.
In der Generalversammlung im Dezember 1885 stellt der Vorstand Dr. Böhm fest, dass der Verein im laufenden Jahr in große Lethargie geraten sei.

In den folgenden Jahren werden die Einträge im Protokollbuch und wohl auch die Aktivitäten immer weniger, dabei spielt sicher eine längere Krankheit des Vorstands Dr. Böhm eine Rolle.

Am 15.März 1889 wird in der Generalversammlung beschlossen, den Verein aufzulösen.
Herr Dr. Böhm berichtet am 22. März darüber, das er den Verein beim Stadtmagistrat hier abgemeldet habe und daß die Annahme des Inventars verweigert wurde.

Damit wäre eigentlich die Vereinsgeschichte schon abgeschlossen, aber es kam zur Wiedergeburt.

 

2. Schachclub Fürth wird 1895 neu gegründet

In den Hauptversammlungen am 3. (Vorbereitung) und 11. Oktober (Gründung) 1895 wurde der Schachclub Fürth neu gegründet. Am 11.10.1895 wurde auch das Mitglied des ehemaligen Schach-Clubs, der „Nestor der hiesigen Schachspieler“ Herr Robert Stern, mit aufgenommen und als Mitbegründer des neuen Clubs bezeichnet. Herr Stern brachte auch das noch vorhandene Inventar des „alten“ Schach-Clubs in den Verein. An der Gründungsversammlung nahmen 18 Schachfreunde teil. Bis Ende 1895 wurden 8 weitere Mitglieder aufgenommen. Spiellokal war das Restaurant „Hofmann“. Es wurde eine Aufnahmegebühr von 2 M und ein Jahresbeitrag von 4 M festgelegt (zum Vergleich: Monatslohn eines Hafenarbeiters in Hamburg: 61 Mark)

Im gleichen Jahr wurde beschlossen, ein Turnier in vier (Leistungs-)Klassen durchzuführen, die Einstufung in die Klassen oblag den Spielern selbst. Im Winter 1895/96 wurde das Turnier mit 20 Teilnehmern durchgeführt. Hier ist die dazugehörige Tabelle.

Tabelle.

In den folgenden Jahren wurden regelmäßig „Winterturniere“ durchgeführt.

Daneben auch andere Turniere, die zum Teil „Vorgabe-Turniere“ waren. Dem schwächeren Spieler wurde Material (Bauer, Springer, Turm) oder ein Zug z.B. a3, vorgegeben, um den Kampf ausgeglichen zu gestalten.

Am 9. April 1896 wurde ein „Tarrasch-Abend“ veranstaltet. Hr. Dr. Siegbert Tarrasch, der „Praeceptor Germaniae“ aus Nürnberg, neben Weltmeister Emanuel Lasker wohl zu dieser Zeit der stärkste deutsche Schachspieler, spielte gegen 22 Gegner simultan, das Ergebnis: +19, -3.

Am 29.01.1897 spielte der deutsche Schachmeister Richard Teichmann aus London (er hatte seinen Wohnsitz dort von 1892 – 1908) simultan gegen 20 Gegner im Nürnberger Club, sieben Fürther waren dazu eingeladen.

Am 29.Mai 1897 spielte der Berliner Schachmeister Jaques Mieses gegen fünf Gegner Blind-Simultan vor ca. 50 Zuschauern, darunter auch Dr. Tarrasch. Mieses erzielte vier Siege und ein Remis.

1898 wurde wegen zu hoher Miete und Reibereien mit dem Wirt das Spiellokal gewechselt, man spielte nun im Lokal „Taubert“.

Ein „Massenkampf“, wir würden wohl heute eher Mannschaftskampf sagen, an 14 Brettern zwischen Fürth und Nürnberg endete mit einem 8:4 bei zwei Remis für Nürnberg.

Das Revancheturnier an 16 Brettern wurde ebenfalls von Nürnberg gewonnen.

In den folgenden Jahren wurden die Kämpfe gegen Nürnberg zur Tradition. Fürth konnte 1902 die Nürnberger erstmalig besiegen, aber meistens dominierten die Nürnberger.

1899 wurde das Vereinsmitglied Dr. Frank, wegen einer Verurteilung vom Landgericht (14 Tage Gefängniß und Geldstrafe) ausgeschlossen.

Im gleichen Jahr fand eine weitere „Blindlingsvorstellung“ von Jaques Mieses an fünf Brettern statt. Mieses siegte wieder 4,5 : 0,5, die Partien wurden aufgezeichnet.

Simultanvorstellungen von bekannten Meistern gehörten zum Vereinsleben und waren eine Einnahmequelle für die Berufsspieler. So kam es unter anderem zu folgenden Veranstaltungen:

1905 Simultanvorstellung des amerikanischen Schachmeisters Frank Marshall gegen 18 Gegner. (Marshall trug 1905 einen Wettkampf gegen Dr. Tarrasch in Nürnberg aus. Dr. Tarrasch siegte 8:1 bei 8 Remis.)

1908 und 1912 Simultanvorstellung des deutschen Meisters Rudolf Spielmann

1909 Simultanvorstellung des Schweizer Meisters Hans Fahrni an 24 Brettern.

Die Einträge im Protokollbuch enden 1921, deshalb entsteht im Bericht eine zeitliche Lücke.

 

4. Gründung der Schachabteilung im Reichsbahnsportvereins Fürth 1933

Aus dieser Zeit konnte ich keine Protokolle o.ä. finden.

Bekannt ist (durch einen Zeitungsartikel über die Jubiläumsfeier im Jahre 1958) das Gründungsjahr 1933 der Schachabteilung des Reichsbahn-Sport-Vereins Fürth.

Weitere Dokumentation findet man erst nach dem Ende des 2.Weltkrieges …

... allerdings nicht vom Schachclub ...

 

5. Wiederaufnahme des Vereinslebens 1946

Die erste Mitgliederversammlung fand am 6.3.1946 statt, anwesend waren 19 Mitglieder. Es wurde die Neugründung der Schachabteilung beschlossen, die Ausschussmitglieder (= Vorstand) gewählt und das Spiellokal, die Gaststätte „Schwarzbeck“, festgelegt. Außerdem wurde beschlossen, dass bereits 8 Tage später ein Platzierungsturnier beginnen sollte. Als organisatorische Änderung ist noch festzuhalten, dass der ehemalige Reichsbahn-Sport-Vereins Fürth mit dem Sportverein Nürnberg-West verschmolzen wird und die Bezeichnung „Reichsbahn-Turn-und Sportverein Nürnberg West“ führt.

In der nächsten Versammlung im August wird bekanntgegeben, dass der Beitritt zur „Schachvereinigung Nürnberg-Fürth“ erfolgte.

 

6. Bildung des eigenständigen Vereins Kleeblatt Fürth

Weil die Schachabteilung mit dem Hauptverein „praktisch nichts zu tun hatte“, wurde am 17.02.1950 in einer Gründungsversammlung beschlossen, aus dem Hauptverein auszutreten und den eigenen Verein "Kleeblatt" zu gründen. Es wurden auch die Frage des Zusammenschlusses mit dem Schach-Club diskutiert aber abgelehnt. Die Monats-Beiträge wurden mit 0,75 DM für Erwachsene und 0,50 DM für Schüler und Lehrlinge festgelegt, Erwerbslose hatten keinen Beitrag zu zahlen.

1957 schloss sich die BSG-Schachgruppe Dynamit-AG Fürth dem Schachverein Kleeblatt an.

 

7. Zusammenschluss der Vereine Schach-Club und Kleeblatt zur SG 1882 Fürth

Am 6. Mai 1966 wurde in einer außerordentlichen Gründungsversammlung, es waren 21 Mitglieder des Schachclub Kleeblatt und 19 Mitglieder des Schachclub 1882 anwesend, der Zusammenschluss beider Vereine zur Schachgemeinschaft 1882 Fürth beschlossen.

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