VM 2019 Jugend Bericht 1

2 Tage nach dem Rapid-Turnier in Postbauer begann unsere Jugend-VM, die in 3 Gruppen mit insgesamt 26 Teilnehmern startete. Im Gegensatz zum Fußball sind es beim Schach die Standbilder, die in unser Gedächtnis vordringen und einer Analyse standhalten müssen.

Bereits am ersten Spieltag gab es einige interessante Paarungen und Abspiele:
In der Astra-Gruppe kam Benno (12) zu zwei überlegten Weißsiegen gegen zwei U16-Spieler.
Die Chrysler-Gruppe könnte man auch Speedy Gonzales (wer kennt sie nicht?) Gruppe nennen, denn hier wurde so manche Partie in Bolt-Geschwindigkeit gespielt. Seymen gewann bereits 3 Partien, wobei auch der "TOP-Favorit" Emil (DWZ 838) unter seinem Opfern zu finden ist.

Ich möchte versuchen, nach jeder Runde einige Partiesequenzen aus allen 3 Gruppen vorzustellen. Die vorgesehene Partie aus der Chrysler-Gruppe kam allerdings wegen Krankheit eines der Protagonisten nicht zustande, weshalb ich eine weitere Partie aus der Astra-Gruppe aus dem Kleinhirn reproduziert habe.

Gruppe Bingo:
Nicole - Benjamin 0-1


In der schottischen Eröffnung kommt Benjamin erstmal gut in die Partie. Als es sich beide in ihrer Wohlfühlzone bequem gemacht hatten, gab es zunächst für Nicole 2 Gewinnzüge in folgender Stellung: nach 14...a6? (Diagramm)



1. Nach 15.Sxc7!! Lg4 16.h3 g5 17.Lg3 Kxc7 18.hxg4 steht Weiß mit mindestens +2,50 auf Gewinn
2. Nach 15.exf6! Sxf6 16.Sxc7 Lg4 17.h3 Ld6 18.Lxd6 Txd6 19.Sxa6 Lxh3 20.Sc5 hat Nicole mit +2,00 ebenfalls gute Sieg-Chancen.
Nicole spielte aber 15.Sd4 und der Vorteil reduzierte sich auf 0,80. Benjamin startete dann einen Angriff gegen die weiße Rochadestellung. Auf ein Springerschach reagierte Nicole extrem falsch und musste einen Zug später aufgeben.

Gruppe Astra:
Philipp-Dennis R. 0-1

Philipp spielt "The same procedure as every year" und steht nach 8...0-0 ordentlich da (Diagramm)



In dieser Stellung hat Weiß viele gute Möglichkeiten:
9. Tb1 oder 9.f4 oder 9.f3 oder 9.c3 oder 9.Se2 sind allesamt interessante Wege die Partie fortzusetzen.
Philipp spielte aber: 9.d5?? und musste nach exd5 10.cxd5 Se5 feststellen, dass die Dame kein gutes Feld hat.
Als bestes gibt Stockfisch hier 11.Da3 an. 11.Dd4 sieht zwar gut ist aber schlechter wegen: 11...c5! 12.dxc6 e.p. Da5! oder 11...c5 12.Lxf6 Dxf6 und trotz (oder wegen) 13.Dc3 würde 13...Sf3 gewinnen, da der Turm auf a1 am Ende hängt.
Es kam aber 11.Dc3?? und nun kann Schwarz mit 11...Sxe4 (Partie) oder mit 11,,,g5 eine klare Gewinnstellung erreichen.
Als Dennis R. dann eine Figur einstellt, scheint sich das Match zu drehen, aber Dennis droht kurze Zeit ein Springermatt.
(Diagramm nach 18...Se4)



Philipp fand keinen der beiden richtigen Deckungszüge für das Feld d2 (16.Lf4 oder 16.Lb4) und gab die Mehrfigur mit 16.g3 zurück.
Dennis R. spielte danach fehlerlos und drückte Philipp in die ungeliebte Defensive. Als die Drohungen überhand nahmen, verlor er die Übersicht und musste schnell die Segel streichen.

Gruppe Astra:
Benno - Raphael 1-0

Raphael spielte das Scheveninger System der Sizilianischen Verteidigung. Nach 15 Zügen griff er allerdings fehl. (Diagramm nach 15.fxe5)



Mit 15...Lh4 könnte er die lästige Dame von der g-Linie verdrängen. Aber auch 15...dxe5 bringt erst einmal den Angriff ins Stocken.
In beiden Fällen kann anschließend der Läufer auf d3 abgetauscht werden. Raphael spielte aber 15...Sxd5??, worauf nach 16.Lh6 die Qualität verloren geht. Wenig später geht sogar die 2.Qualität in den Orkus und Raphael gab auf.

Gruppe Astra:
Benno - Christina 1-0

Benno möchte gerne Angriffe inszenieren. Er schenkt dem Gambitgedanken seine volle Aufmerksamkeit. Bereits nach dem 8.Zug brannte das Brett (Diagramm nach 8.Lc1-g5)



Zunächst sah Bennos Zug nach einem Einsteller aus, aber er hat so seine Tücken. Nach 8...Sxf3 9.Dxf3 Dxg5 10.Sxc7 Kd7 11.Sxe6 Da5 12.Kf1 fxe6 13.Db3 hat Schwarz einige Probleme für die es nur einen Lösungszug gibt. 13...Kc7!! Bei allen anderen Zügen übernimmt Weiß die Kontrolle. Christina spielte hier aber 8...f6?! 2 Züge später nach 10...Lf7 (Diagramm)



Hier konnte Weiß zum Beispiel mit 11.Sxc7 den geopferten Bauern mit Vorteil zurückgewinnen. 11...Dxc7 12.Da4 Kd8 13.Td1 Kc8 14.Le6 (Der Läufer ist tabu wegen Lxe6 De8) 14...Kb8 15.Lxf7 Aber auch 11.Db3 ist sehr stark, stattdessen spielte Benno hier 11.Dc2 worauf Christina mit c6 Ausgleich erreichte. Benno gab sich aber damit nicht zufrieden (12.Se3 war nun angesagt) und opfert sofort munter weiter. 12. Ta-d1??



Nach 12...cxd5 13.Da4 Ke7? (b5!!-Ausgleich laut Stockfish) 14.Db4! Kd7 15.Dxb7 war die Messe gelesen. Mit einer Qualität mehr und der schwarzen, unterentwickelten Stellung gab es keine Rettung mehr.

Wie es im Leben so ist, gibt es hier auch einen kleinen Schatten, der auf den letzten Zug Td1 fällt. Nach 12...Da5 gewinnt Schwarz, da nach der Reaktion auf das Schach, ein späteres Damenschach auf a4 (wie in der Partie) nun nicht mehr möglich ist und der Springer ersatzlos verloren geht. 13.b4 wird natürlich mit Lxb4 beantwortet und nach 14.Sxb4 Dxb4 ginge der Läufer auf c4 verloren.

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